Der Großvenediger

Arno Metzler

von Arno Metzler

Story

Ein Seitenkoffer meiner BMW ist immer gefüllt mit meinen Bergschuhen.

Osttirol ist mein Ziel, das Defereggental oder Virgental. Erstmal St. Jakob, und die Wirtin der kleinen Pension, in der ich mich einquartiere, frage ich auch gleich nach dem Hausberg des kleinen Bergdörfchens. „Die Seespitze, es ist aber ein Wiberberg“, sagt sie mit einem Augenzwinkern „und ich kann bis zu einem Parkplatz hinauf fahren“.

Fit bin ich, und beim Rückweg werde ich auf der Seespitzhütte einkehren. Für eine Suppe und einem Kuchen kann ich sicher nicht widerstehen.

Natürlich weiß ich, dass Wilfried Studer, mein Bergführer jetzt Hüttenwirt der Neuen Prager Hütte ist und ich rufe bei ihm an, „alles voll“. Aber schon auf meine Bitte, ob ich Wilfried sprechen kann, ist die Antwort „natürlich ist ein Platz für dich frei“.

Hochtouren gehe ich nie alleine, ich will nicht in ferner, ferner Zukunft neben Ötzi ausgestellt werden, in der Großvenedigergruppe werden schon deshalb viele oftmals unvernünftige Bergsteiger vermisst. Auch gehe ich Hochtouren nicht ungern im Sommer, denn über einen Gletscher ist die Abfahrt auch im Winter eher am Seil zu fahren. Kein großer Spass. Erst im Vorjahr ist hier ein Skifahrer in einer Gletscherspalte ums Leben gekommen.

Wilfried lädt mich auf eine Tour auf den Großvenediger ein, darauf stoßen wir mit einem Glas Wein an und ich freue mich schon auf die morgige Tour.

Der Großvenediger, Salzburgs höchster Berg 3657m hoch und Österreichs dritthöchster Berg. Eine der schönsten Hochtouren Österreichs, gleich welchen Aufstieg man wählt.

Es ist ein sonniger Tag, nur am Horizont zeigen sich ein paar Wolken.

Mit Steigeisen und Hüftgurt ausgerüstet machen wir uns auf den Weg. Die ersten, steilen Meter, den ersten Bergrücken gehen wir über blankes Eis, aber schon nach wenigen Meter können wir die Steigeisen in den Rucksack packen.

Es ist August und es hat frisch geschneit, auf über 3000 Meter, aber als guter Beobachter sehe die kleine Spalte schon. Etwas seitlich. Kein stundenlanges gehen mit Steigeisen auf blankem Eis steht uns bevor.

Die Schneebrücken halten. Wir spazieren wie auf einem Teppich. Und dafür werde ich auch noch mit einer überwältigenden Aussicht belohnt.

© Arno Metzler 2021-02-09

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