von SusiBock
Dieser Mann, den ich in einem Türkei-Urlaub traf, ist der Namensgeber für mein Buch. Er hatte natürlich kein viertes Gebiss, sondern höchst sehenswerte dritte Zähne. Sie waren so eindrucksvoll und er trug sie mit so großem Stolz zur Schau, bleckte sie bei jeder Gelegenheit, strahlte wie ein 1000-Watt-Scheinwerfer, dass wir ihm schließlich diesen Spitznamen verpassten. Und nachdem ich schon seit längerer Zeit nach einem griffigen Titel für mein Buch gesucht hatte und (sehr direkt) „Kauf mich!“ oder (subtiler) „Hände weg von diesem Buch!“ bereits vergeben waren, entschloss ich mich, ihm die Ehre zu geben. Ich dachte, wenn ein Buch diesen Titel trüge, ich würde es sofort kaufen. Und Sie werden das hoffentlich auch tun. Danke. Ich freu mich.
Ich kannte den Mann mit dem vierten Gebiss nicht persönlich, nur vom Sehen, beim Anstellen an der Bar, beim Cocktailtrinken, beim Boccia und Shuffleboard, beim Buffet. Ich denke, er war Türke. Es mach(t)en ja nicht nur Österreicher, Deutsche, Holländer und Engländer All-inclusive-Urlaub in der Türkei. Zugegeben, zur Zeit macht niemand Urlaub, denn wer will schon drei Wochen Urlaub nehmen, um dann zwei Wochen in Corona-Quarantäne zu verbringen. Aber unser Urlaub war vor mehr als 15 Jahren, die Kinder waren noch klein und so ein Club bot alles, was wir uns wünschten. Und die Türkei war noch nicht so, wie sie heute ist, wie sie heute regiert wird. Aber diese Geschichte sollen berufenere Menschen erzählen, ich erzähle eine heitere.
Jedenfalls war der Mann mit dem vierten Gebiss, nennen wir ihn Mustafa, ein wahrlich glücklicher Mann und er erheiterte mit seiner Art, sein Gebiss zu tragen, seine Umgebung. Ich würde gerne wissen, wie es Mustafa heute geht, ob er in seiner Pension Millionen als Kukident-Model gescheffelt hat oder Tattoos in Unterarme beißt. Allein, ich werde es nie erfahren.
Ebenso wenig, wie ich erfahren werde, wie es Ahmet geht, mit dem wir in Marmaris einen unvergesslichen Bootsausflug machten. Für eine unglaublich geringe Summe chauffierte er uns zu viert einen ganzen Tag lang auf dem Meer herum, servierte uns Essen und Trinken, als gäb‘s kein Morgen, und war dabei so freundlich und liebenswert, dass wir ihm am Ende das Doppelte gezahlt haben. Allerdings, ein kleiner Fauxpas ist ihm dann am Ende doch passiert.
Ahmet hat uns mit seinem Boot vom Hotelsteg abgeholt und auch wieder dorthin zurückgebracht. Nur leider hatte bei der Rückkehr das Getriebe ein kleines Problem, sodass wir mit unserem 20-Meter-Boot nicht sehr elegant und relativ ungebremst in den Steg rauschten. Ahmet war es sehr peinlich. Wir waren glücklich, dass niemandem etwas passiert ist, außer dem Steg. Die Hotelangestellten waren so freundlich und halfen bei der Reparatur, sodass Ahmet noch dem wunderschönen Sonnenuntergang in Marmaris entgegenfahren konnte. Und wir beruhigten unsere Nerven mit dem einen oder anderen Gläschen Raki.
© SusiBock 2021-03-08