Der rote Faden Story 2

Seit ich studierte, im Wohnheim wohnte und selbst über mein Leben bestimmen konnte, fühlte ich oft, dass etwas fehlte. Abenteuer, Magie, dieses Gefühl nur um die nächste Ecke blicken zu müssen, um etwas Phantastisches zu sehen – all das war mir im Laufe der letzten Jahre verloren gegangen, war ersetzt worden von „Erwachsen sein“, Uni und einem Leben in der Großstadt.

Und, verdammt, es fehlte mir. Diese kindliche Naivität fehlte mir.

Ich hätte bitte gerne eine Priese Feenstaub – sofort. Deshalb fand ich es auch nicht allzu verwerflich, plötzlich den Wunsch nach jemanden zu haben, der meine graue Welt etwas bunter machte.

Mein Handy summte, ich hatte eine Nachricht bekommen. Natürlich war Tinkerbell niemals in der Nähe, wenn ich sie brauchte.

Missmutig starrte ich auf das Display. Helen, das war irgendwie klar gewesen. „Bist du sauer?“

Grinsend schrieb ich zurück, dass alles in Ordnung war. Es war ja auch alles in Ordnung, abgesehen von der nicht zu verachtenden Tatsache, dass mein Leben mich langweilte und eine Unruhe tief in meinem Körper erwacht war, die mich schon lange nicht mehr richtig schlafen ließ. Ich war auf der Suche, nur wusste ich nicht wonach und auch nicht warum.

Kurzgefasst: ich war einfach unzufrieden. Es war zum Haare raufen!

Beruhige dich. Alles wird gut.

Irgendwann würde ich meinen Platz finden, daran glaubte ich fest. Auch ohne Feenstaub und phantastische Abenteuer- und wenn es verdammt hart werden würde, dann musste ich mich eben damit abfinden.

Ein kleiner schwarzer Punkt flog am Rande meiner Aufmerksamkeit vorbei und ich drehte blitzschnell den Kopf. Nichts. Hatte ich mich geirrt? Kopfschüttelnd stand ich auf und trat aus dem Bus.               

                                                                     …

Helen: Okay ich komme mit meinen Aufgaben gerade nicht weiter. Wer hat Lust und Zeit mich abzulenken?

Wenwen: Ich habe Zeit, das weißt du doch. Brauchst du Hilfe?

Helen: Nein. Nur Ablenkung und vielleicht eine Packung Kopfschmerztabletten.

Kurz starrte ich auf die Nachricht und blinzelte ein paar Mal. Es kam selten vor, dass Helen nicht zurechtkam, eigentlich hatte sie immer alles im Griff.