von Katharina_Pech
Im Park auf der Bank saßen zwei bärtige Männer und unterhielten sich angestrengt über das Wetter der letzten Tage. Als würden sie über Politik diskutieren, steigerten sie sich immer weiter in ihre Unterhaltung. Ein paar Bänke weiter erklärte ein kleines blondes Mädchen ihrer Freundin, dass es sie komisch fand. Sie sei jedoch auch der tollste Mensch, den es kenne. Die zwei sehr ungleich aussehenden Pärchen auf den Bänken saßen im strömenden Regen und machten keinerlei Anstalten nach Hause zu gehen. Bis auf einmal das komische Mädchen aufstand, ihre kleine blonde Freundin auf den Kopf küsste und lachend davon rannte. Ohne zu gucken rannte es auf die Straße, doch in dem kleinen Dorf herrschte kaum Verkehr, erst recht nicht bei diesem Wetter. Es hatte Glück. Mit pochendem Herzen blieb ein Eichhörnchen, verfolgt von einem kleinen rothaarigen Teufel, nach der Straße stehen. Vorsichtig drehte es sich um. Seine Verfolgerin stand mitten auf der Straße und blickte es fasziniert an. Leises Brummen eines herannahenden Autos. Mit zwei gekonnten Sätzen sprang das Eichhörnchen den nächsten Baum hoch und das Teufelskind hinterher.
Derweilen lief das kleine blonde Mädchen schnell nach Hause, weil es mittlerweile kalte Füße bekam. Dennoch sprang es in jede Pfütze und freute sich, wenn das Regenwasser ordentlich spritzte. Die nächste Pfütze war besonders groß und das Wasser spritzte bis zu seinen Haaren. Wie ein Hund schüttelte sich das Mädchen und bemerkte dabei etwas Kleines in der Pfütze glitzern. Es war ein fünfzig Cent Stück. Vergnügt rannte es nun den restlichen Weg nach Hause. Beglückt durch das kleine Geld, betrachtete es seinen Schatz. An der letzten Ecke vor dem efeubewachsenen Haus, in dem das Kind mit seiner großen Familie lebte, stand ein Kaugummiautomat. Die Kaugummis mussten seit Jahrzehnten darin liegen. Neben den Kaugummis konnte man kleinere Spielzeuge erwerben. Man musste lediglich fünfzig Cent hineinwerfen und dann mit aller Kraft das Rädchen eins nach rechts drehen. Mit vor Freude strahlenden Augen drehte das Mädchen das Rädchen. Hoffentlich was Gutes, dachte es.
Sirenen donnerten an den bärtigen Männern vorbei. Stirnrunzelnd blickten sie sich an und beschlossen darauf hin, langsam den Heimweg anzutreten. „Was für ein angenehmes Wetter!“, sagte der Eine, der Andere nickte nur.
Es dauerte nur fünf Minuten bis die Feuerwehrleute das Mädchen vom Baum geholt hatten. Eine starke Frau hielt es im einen Arm und gab ihm mit der anderen Hand einen Lolli. Der Frust über das entflohene Eichhörnchen verflog so schnell wie er gekommen war.
Mein Frust verfliegt allmählich auch und das, obwohl mir niemand einen Lolli gegeben hat. Der Stress auf der Arbeit färbt langsam auf mein Unterbewusstsein ab und meine Unsicherheit macht sich selbstständig. Warum kann ich mich nicht als Unsicherheit selbstständig machen? Damit hätte sich auch das Problem mit der stressigen Arbeit gelöst. Unsicherheit verbreiten scheint mir einfach. An einem Stand in der Innenstadt würde ich stehen und Zettel verteilen auf denen Sätze stehen wie: Deine Freunde lachen heimlich über dich oder dein Traum vom freien Leben wird nie was. Hoffentlich habe ich dieses Mal alles richtig gemacht.
© Katharina_Pech 2023-09-25