Die schönste Art zu sterben

Melanie Suette

von Melanie Suette

Story

Eine Weile dachte ich, die schönste Art zu sterben, sei friedlich einzuschlafen.

Doch dann fuhr in eines Nachts schweißgebadet aus dem Schlaf auf, meine Finger krallten sich verzweifelt in die Bettdecke und mein Herz, von dem Wunsch meiner Brust endlich zu entfliehen getrieben, schlug wie wild. Meine Brust hob sich wie verrückt, jedoch strömte keine Luft in meine Lungen, kein Ton entwich meiner Kehle, als ich mit meiner Hand panisch das Bett abtastete. Zuerst fühlte ich nur Kälte und Leere, dann drehte ich meinen Kopf in die Richtung und sah, dass du hier warst, sah dich friedlich am anderen Ende des Betts zusammengerollt schlafen und da wusste ich, dass ich im Schlaf niemals friedlich sterben würde können.

Dann beschloss ich, die beste Art zu sterben, wäre zu ertrinken.

Zu ertrinken in einem Meer aus dir, zu ersticken an den Worten, die ich dir sagen will, die aber nie meine Kehle passieren und über meine Lippen fließen würden, zu schwimmen und in den Wellen deiner Stille um mein Leben zu kämpfen, nach Luft zu schnappen und nicht atmen zu können, die Enge in meinem Brustkorb zu fühlen und das Brennen, wenn er sich mit den Tränen füllt, die meinen Augen nicht mehr entweichen wollen. Besser versteckten Tränen, die du nicht siehst, die mir langsam die Luft nehmen.

Verbrennen war da nicht besser.

Ich würde an dir verbrennen, mit jeder deiner kleinsten Berührungen in Flammen aufgehen, bis sich jeder Zentimeter meiner Haut entzündet und sich das Feuer langsam zu meinem Innersten durchfrisst, würde spüren, wie deine flammenden Hände meine Haut bis zu meinen Knochen wegschmelzen, dein Atem meine Haare entfacht und mich langsam, qualvoll an deinen Küssen verzehren.

Dann wurde mir klar, dass die schönste Art zu sterben nur durch deine Hände sein kann.

Zu fühlen, wie sich deine Finger langsam durch meine Rippen in meine Brust bohren, als wäre da kein Blut, das durch sein Spritzen und Rauschen versucht dir Einhalt zu gebieten. Du als das Letzte, das meine weit aufgerissenen Augen sehen, bevor alles Rot wird. Deine Finger, das letzte, das ich, das mein Herz jemals fühlt, als sie sich langsam aber sicher fest um es schließen und mit aller Kraft, die du irgendwie aufbringen kannst, versuchen alles Leben aus ihm, aus mir heraus zu drücken. Versuchen meinen Atem zu stoppen, mein Herz zum Stillstand zu bringen und zu verhindern, dass sich diese Augen jemals wieder öffnen, als der Atem in meiner Kehle stecken bleibt. Diese weit aufgerissenen Augen, die nichts anderes sehen wollen als das, was ihr letzter Anblick ihnen bietet. Dich. Dich, wie du deine Nägel fester in mein Herz bohrst, deine glänzenden Augen, die mindestens so weit aufgerissen sind wie meine, den Ausdruck auf deinem Gesicht, als du mich tötest. Zu wissen, dass dieser, mein letzter Augenblick nur dir gilt.

© Melanie Suette 2021-02-28

Hashtags