von Sarah Koschinski
Diesen Titel trägt eines der Bücher von Cecelia Ahern. Der Titel ist genial, denn vermutlich denkt so gut wie jeder zuerst daran, dass es um einen selbst geht. Ich glaube, jeder von uns war schon mal an einem Punkt in seinem Leben, an dem wir dachten, „ich habe die Zeit meines Lebens“. Das ist auch vollkommen berechtigt und total schön. Aber was, wenn wir uns vorstellen würde, dass unser Leben in Form einer menschlichen Gestalt auftreten könnte? Und somit repräsentieren, wie unser Leben in menschgewordener Form aussehen würde? Genau das macht die Autorin in ihrem Roman und ich habe selten etwas gelesen, dass ich cleverer fand, als diese Idee. Deshalb lade ich euch zu einem Gedankenspiel ein.
Stell dir vor, du hast eine schlechte Woche hinter dir. Aus dieser einen schlechten Woche werden zwei, dann wird es ein ganzer Monat und plötzlich ist ein halbes Jahr vergangen. Du magst deine Arbeit nicht, gehst aber trotzdem jeden Tag hin, weil du Geld verdienen musst, um deine Miete bezahlen zu können. Also schleppst du dich jeden Tag aufs Neue vom Bett aus in die Arbeit und wartest darauf, dass der Tag zu Ende geht. Du trinkst mehr Koffein, als gut für dich wäre, um den Schlaf, der dir schon seit langer Zeit fehlt, zu kompensieren. Weil du keine Motivation hast, einkaufen zu gehen, geschweige denn zu kochen, nimmst du Nahrung zu dir, die deinem Körper nur noch mehr schadet. Dadurch fühlst du dich träge und schaffst es nicht, dich zum Sport aufzuraffen. Das wiederum führt dazu, dass du unzufrieden bist, du eventuell zunimmst und sich deine Haut verschlechtert. Und irgendwann schaust du in den Spiegel und erkennst dich selbst nicht mehr.
Auch wenn dieser Anblick, den ich gerade geschildert habe, alarmierend genug sein sollte, dass sich etwas ändern muss, ist er das oft nicht. Ich kann da aus eigener Erfahrung sprechen. Zu oft verharre ich zu lange in einer Situation, die mir überhaupt nicht gut tut, aber ich habe nicht die Kraft, mich daraus zu befreien. Und so bleibe ich Tag für Tag in diesem Kreislauf gefangen. Jetzt stellt auch vor, es klopft jemand an eure Tür und stellt sich als euer Leben vor. Was denkt ihr, wie würde diese Person aussehen? Wäre sie gepflegt, gut riechend, hätte gesunde, glänzende Haare, reine Haut und eine Ausstrahlung, die zu sagen scheint: mir geht es gut? Oder steht dort eine Person, die aussieht wie jemand, den wir lieber meiden würden? Eine Person mit fettigen Haaren, dreckigen Klamotten, Schatten unter den Augen, Pickeln und Mundgeruch? Damit will ich nicht sagen, dass es direkt ein Problem ist, wenn wir mal fettige Haare haben oder sich der Wäscheberg türmt, weil wir einfach noch nicht dazu gekommen sind. Aber wenn wir uns bewusst Zeit nehmen und uns fragen, wie unser Leben aussehen würde, wenn es eine Person wäre, kommen wir vielleicht an den Punkt, an dem wir realisieren, dass wir etwas ändern sollten. Denn am Ende ist unser Leben eine Projektion unserer selbst. Und weil wir nur dieses eine Leben haben, sollten wir gut darauf aufpassen.
Deshalb verabredet dich mit deinem Leben und bringe in Erfahrung, was es braucht. Welche Wünsche und Ziele hat es? Welches Essen hat es lange nicht mehr gegessen und wann war es das letzte Mal im Urlaub? Hör genau hin und nimm dir Zeit für dein Leben, um die Zeit deines Lebens zu haben.
© Sarah Koschinski 2023-09-01