EifersĂŒchtig? Ich doch nicht.

Franz Brunner

von Franz Brunner

Story

Zugegeben, wĂ€re ich ein durchschnittlicher Ehemann, hĂ€tte ich allen Grund, mordsmĂ€ĂŸig eifersĂŒchtig zu sein. Bin ich aber nicht, nach eigener EinschĂ€tzung bin ich die personifizierte Toleranz und ĂŒberdies Pazifist. Dennoch, irgendwann ist auch bei mir Schluss mit lustig. Und Schluss mit Pazifist.

Er, um den es hier geht, er kann tun und lassen, was er will und wie er will, er macht stets alles richtig. Zeigen Sie mir den Ehemann, dem dies jemals gelungen ist. Plagen Sie sich nicht, dieser Wunderwuzzi ist genauso eine Fantasiegestalt wie die eierlegende Wollmilchsau.

Obwohl, von der habe ich schon einmal eine lustige Skizze gesehen, da traue ich der Gentechnik kĂŒnftig einiges zu. Dann wird dieser untadelige Typ noch in einer Weise und in einem Ausmaß gelobt, da wĂŒrde es unser einen die Schamröte ins Gesicht treiben. Nennen wir den GlĂŒcklichen der Einfachheit halber Th. wie Thomas oder Theodor oder Thorsten, einerlei.

Ich gebe ja zu, Th. hat seine QualitĂ€ten. Er ist zuverlĂ€ssig, wohlgeformt, gepflegt und anspruchslos. Und vor allem: Er widerspricht nicht, keine Spur von Oppositionsgeist, blinder Gehorsam ist ihm genetisch verankert. Er reagiert zwar akustisch auf die Anweisungen, gibt aber dann trotzdem immer wieder nach. Manchmal schnurrt er wie ein KĂ€tzchen, ein anderes Mal, vor allem, wenn ihm eine Leistung abverlangt wird, beschwert er sich mit einem GerĂ€usch, dass man meinen könnte, ein Hubschrauber startet. Gleich danach darf er sich erholen, natĂŒrlich nicht ohne vorher ausschweifend gelobt zu werden. Also mir wĂ€re das extrem peinlich.

Ihm nicht, ganz und gar nicht. Er spiegelt und glĂ€nzt, als wĂ€re er gerade vom Fließband gehĂŒpft, um diese Welt zu erobern. Na ja, zumindest das Herz meiner Liebsten hat er erobert. Ich bin zurzeit tatsĂ€chlich gefordert, um mich im innerfamiliĂ€ren Ranking einigermaßen behaupten zu können. Zu allem Überdruss kann der Kerl Kochen, das ist unglaublich. Ja, darauf fahren Frauen so richtig ab.

Jetzt meint die KĂŒchenchefin sogar, dass es an der Zeit wĂ€re, mich mit ihm anzufreunden, endlich etwas mit ihm zu unternehmen. So weit kommt’s noch, lĂ€sst sich von meiner Liebsten, die ich dereinst mit viel Einsatz umworben habe, deren Herz zu gewinnen keine leichte Sache war, lĂ€sst sich also dieser scheinheilige Nebenbuhler hĂ€tscheln und tĂ€tscheln und dann soll ich meine kostbare Freizeit fĂŒr ihn opfern.

Verdammter Datenschutz, zum Schluss muss es nun doch raus. Solches Treiben gehört öffentlich angeprangert, um weniger stabile Charaktere wie mich vor teuren Kurzschlussreaktionen zu bewahren. Immerhin kostet es ĂŒber 1200 Euro, Th., also den Thermomix TM6, aus dem Fenster zu werfen. Auch wenn dieses geniale Wunderwerk der KĂŒchentechnik ganz schön tief in unsere bisher harmonische Zweisamkeit eingedrungen ist, soll er seine Chance zur Integration haben. Ich werde mir an einem stĂŒrmischen Winterabend die Betriebsanleitung durchlesen und ein AnfĂ€ngerrezept probieren. Versprochen.

© Franz Brunner 2022-11-24

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