Ein Dinosaurier auf Madeira

Karin_Karibisch

von Karin_Karibisch

Story

Madeira, eine Trauminsel für jeden Naturliebhaber, Botaniker, Sauberkeitsfanatiker, Aviophobiker (der Landeanflug – Stoff für großes Katastrophenkino!) und – tataaa – Paläontologen! Ich jedenfalls, dem Tode immer schon näher, hänge nicht am Leben, stattdessen hänge ich mich an eine Reisegruppe und sollte dem Tod näher kommen, als gedacht…

Die Reisegruppe , meist älteren Herrschaften, und darunter ein Mutter-Tochter-Gespann, Susi und Helga (für mich ab sofort Susi und Strolchi), heftet sich an meine Fersen und gesellen sich allabendlich fröhlich zu mir. Mir schläft beim Anblick der beiden jedesmal das Gesicht ein. Allabendlich um acht setzt zu Tisch mein Dämmerschlaf ein.

Absolut sehenswert der Markt in Funchal. Was gibt es da nicht alles zu kaufen! Blumenzwiebel, Pflanzen in Kartons für die Heimreise UND: mindestens 3 Kilo Erbsen, von wegen Erbsenzähler! Das Knacken der günen Kügelchen übertönt das blöde Gerede von Susi und Strolchi, ich kann mich an nichts anderes mehr konzentrieren, als auf den Geschmack der Erbsen, die ich mir wie eine Verhungerte in Windeseile zwischen die Zähne schiebe. Ich bin selig! Pisum sativum, du Lieblingsgemüse der maderischen Götter! Ihnen zu Ehren, leere ich rasend schnell Schale für Schale, ich bin Erste im Erbsenschnellessen, alles um mich herum vergessend. Bald werden wir wieder im Hotel sein, der Bus wartet schon. Als ich mich setzen will, passiert das Unvorhergesehene. Ein Schmerz, spitzer als ein Pfeil, schießt durch meinen Unterbauch und ich erstarre. Im gleichen Moment ein Schweißausbruch! Die Erbsen! Kleine grüne Monster, die in meinen Gedärmen um mehr Platz boxen. Ich will sterben! Jetzt! Wie ich es ohne Malheur bis ins Hotel und aufs Klo schafft, bleibt ein Rätsel. Da hat sicher jemand gnädig runter gesehen, auf die Erbsen und auf mich. Abendessen ausgelassen, logisch. Nächster Morgen, Susi & „Strolchi“ besorgt und mich aufzuheitern versuchend:

Susi: „Als mein kleiner Neffe sechs Jahre alt war, fragte er mich: Tante Susi, wie alt bist du? Ich antwortete: 30 Jahre, mein Schatz.“

Der Neffe: „Was? Sooo alt?“

Schon schließen sich innerlich meine Lider, ich will langsam einnicken, als Susi die Pointe zündet, schneller als ein Geschoss!

„Tante Susi, da hast du ja noch die Dinosaurier gekannt!!“

© Karin_Karibisch 2020-09-14