Ein Quäntchen Glück #1

Nadja Pichl

von Nadja Pichl

Story

Roadtrip sagt sich so einfach. Einfach wegfahren ins Nirgendwo. Hast du schon einmal für einen Roadtrip gepackt? Zahnbürste und Co, was Gemütliches zum Autofahren, Wanderschuhe zum Wandern, Flipflops zum Baden, achja Badezeug! Bikini, Handtuch, Sonnencreme, Sonnenbrille, Hut? Nein, der darf Daheim bleiben. Dafür ein Kapperl und After Sun ist auch nicht verkehrt. Apropos, irgendwo hab ich doch so ein Anti-Mücken-Gelsen-Abwehr-Dings? Wo ist das denn hingekommen?

Hat man endlich alles was man nicht braucht eingepackt, geht’s los. Ein fixes Ziel gibt’s meistens nicht, nur eine Richtung. Wie im Leben.

So fand ich mich in Lisas Auto wieder, vollgepackt mit Gewand und noch mehr Essen, da wir beide uns eher vorm Verhungern fürchten als nix mehr zum Anziehen zu haben. Es war Donnerstagabend und wir fuhren dem Sonnenuntergang entgegen. Wohin? Ausgestattet mit der alten Straßenkarte meines Chefs konnte praktisch nichts mehr schiefgehen. Und so fuhren wir durch Staus an den Grenzen, durch die Bundesstraßen Sloweniens bis wir uns irgendwo in der Pampa in Kroatien wiederfanden. Wir parkten irgendwo am Straßenrand und kletterten den Hang hinunter zu einem Gehweg. Wir suchten uns einen Schattenplatz zum Jausnen – Essen hatten wir ja Gott sei Dank genug mit. Nach der Stärkung schlenderten wir einem Rundweg neben türkis-grün leuchtenden Seen entlang. Die kurze gedachte Pause stellte sich als mehrstündiger Spaziergang heraus, was uns aber dank der atemberaubenden Kulisse des Nationalparks nichts ausmachte. Als wir das Auto wiedergefunden und uns auf die Weiterreise machten, staunten wir nicht schlecht über die Menschenschlange und vor allem den Eintrittspreis, den wir uns erspart haben.

Am späten Abend kamen wir in Zadar an, aber … Irgendwie hatten wir uns das anders vorgestellt. Wir fuhren ziellos durch die Stadt auf der Suche nach einem Schlafplatz. Wie das auch sonst so ist, wenn man keine genaue Vorstellung von etwas hat, wurden wir nicht fündig – und so parkten wir kurz vor Mitternacht neben dem Hafen. Nachdem wir das Auto zum Bett umfunktioniert hatten, sprich die Rückbänke umgelegt, Polster und Decke ausgebreitet und alle Fenster einen Spalt geöffnet hatten, gingen wir schlafen.

Nach ein paar Stunden war Schichtwechsel im Hafenbetrieb und die Lichter als auch das laufende Kommen und Gehen am Parkplatz hielt uns davon ab, den Tag zu verschlafen. Danke. Uhrzeit? Vor Sonnenaufgang. Wir bauten das Auto wieder um, zogen uns Alltagskompatibel an und frühstückten im offenen Kofferraum. Zögerlich sah mich Lisa an und meinte, auf noch so eine Nacht hätte sie keine Lust. Ich auch nicht. Jetzt aber wollten wir die Sonne, die Wärme und das Meer genießen.

© Nadja Pichl 2021-03-25

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