Totensonntag. Der letzte Sonntag im Kirchenjahr. Nun die Adventszeit. Zeit der Freude, eigentlich Vorfreude auf ein strahlendes Ereignis vor unendlich langer Zeit.
Mal abgesehen davon, dass das Christfest im Kommerz versunken ist, dass vielerorts und bei vielen es inzwischen zur Farce verkommen ist, erinnere ich mich an meinen Opa und seinen ErzĂ€hlungen aus dem WK I, als tatsĂ€chlich zum Heiligabend fĂŒr Stunden die Waffen schwiegen.
Ob das diesmal der Fall sein wird?
⊓und die Erde ist eine Scheibe“ könnte man genauso gut behaupten.
âŠ
Erich KĂ€stner schrieb 1930
âŠ
2000 Jahre sind es fast,
Seit du die Welt verlassen hast,
Du Opferlamm des Lebens.
Du gabst den Armen ihren Gott,
Du littest durch der Reichen Spott.
Du tatest es vergebens.
âŠ
Du sahst Gewalt und Polizei,
Du wolltest alle Menschen frei
Und Frieden auf der Erde.
Du wusstest, wie das Elend tut
Und wolltest alle Menschen gut,
Damit es schöner werde.
âŠ
Du warst ein RevolutionÀr
Und machtest dir das Leben schwer
Mit Schiebern und Gelehrten.
Du hast die Freiheit stets beschĂŒtzt
Und doch den Menschen nichts genĂŒtzt.
Du kamst an die Verkehrten.
âŠ
Du kÀmpftest tapfer gegen sie
Und gegen Staat und Industrie
Und die gesamte Meute.
Bis man an dir, weil nichts verfing,
Justizmord kurzerhand beging.
Es war genau wie heute.
âŠ
Die Menschen werden nicht gescheit,
Am wenigsten die Christenheit
Trotz aller HĂ€ndefalten.
Du hattest sie vergeblich lieb.
Du starbst umsonst! Und alles blieb
Beim Alten.
© Heinz-Dieter Brandt 2022-11-18