Falks Wut

Julia Freiberg

von Julia Freiberg

Story

Falks Ärger ließ nicht nach. Er steigerte sich nur noch weiter. Was dachte Ima sich dabei? Und Avni? Ja, für sie war es besser, für sie fühlte es sich besser an. Aber was war mit ihm? Er wollte nicht von ihr lesen, wollte sie nicht sehen und nicht erinnert werden.

Avni war egoistisch. Und doch, als er genau das dachte, wusste er, dass er unfair war. Vielleicht war sie egoistisch, vielleicht war ihr Verhalten aber auch nur allzu menschlich. Er lächelte grimmig und schnaufte. Menschlich. Dabei war sie nicht einmal ein Mensch. Genauso wenig, wie er.

Falk flog in großen Kreisen über das Feld. Sein Gedankenkarussell ließ sich nicht abstellen. Er wusste, Avni bedeutete ihm noch viel. Zu viel und er wusste auch, dass es das war, was ihn nervte. Sie hatte ihm aus eine Mail geschrieben, nachdem sie in der Schweiz ihre Mission beschlossen hatten:

Lass uns respektvoll miteinander umgehen.

Falk stieß herab und stieß einen Schrei aus. Respektvoll. Nach einem Jahrtausend zusammen war sie damals gegangen, hatte ihn verlassen. Es war ihr leicht gefallen, ihn allein zu lassen. Und er war seitdem verloren. Respekt. Er würde mindestens noch zwei Jahrhunderte brauchen, um seine Wut versiegen zu lassen.

Und seinen Handlanger-Posten an Imas Seite konnte er nicht leiden.

Alle anderen nahmen tragende Rollen im Weltgeschehen ein, um der Menschheit noch einmal eine Chance zu geben. Nur er durfte Ima durch Afrika folgen, wie ein Hund.

Aus dem Augenwinkel sah Falk eine kleine Bewegung auf dem Feld. Er stieß herab und zerriss die Maus in Stücke.

© Julia Freiberg 2021-08-14

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