Grado im Frühling

Gabriele_Krele-Art

von Gabriele_Krele-Art

Story
Grado, Monfalcone 2025

Wenn im Frühling zaghafte Sonnenstrahlen den von der Ebbe endlos breit erscheinenden Sandstrand von Grado erwärmen, tummeln sich Tausende Wasser- und Watvögel in den umgebenden Lagunen. Die erste Märzwoche versprach anhaltendes Schönwetter und hielt ihr Versprechen. Unser Wohnmobil hatte lange genug auf seine erste Ausfahrt in diesem Jahr gewartet. Mit unseren Freunden Brigitte und Peter lernten wir Grado mit unseren E-Bikes von seiner beschaulichen Seite kennen. Als Kontrast dazu erlebten wir im nahe gelegenen Monfalcone einen Karneval, so schrill, bunt und laut wie wir ihn noch nie gesehen hatten.

Das Naturschutzgebiet „Riserva naturale Valle Cavanata“ im Bereich der Lagunen von Grado ist ein Eldorado für Vögel. Gut ausgebaute Radwege boten uns die Möglichkeit, Wasser- und Watvögel hautnah mit dem Fernglas zu beobachten. Wenn acht Augen aufmerksam die Wasseroberfläche absuchen, lässt sich so mancher Vogel entdecken, an dem andere Urlauber ungeachtet vorbeigehen. Die Rosaflamingo-Kolonie allerdings konnte niemand übersehen. Zur Mittagszeit steckten die Vögel ihre Köpfe unter die Flügel und hielten ihren Mittagsschlaf. Nicht so die Pharaonenibisse. Sie waren am Vormittag bei Ebbe höchst aktiv auf Futtersuche. Mit ihren langen, gebogenen Schnäbeln stocherten sie in den Randbereichen unter Steinen und Pflanzen. Ursprünglich in Afrika beheimatet, findet man verwilderte Kolonien mittlerweile auch in Frankreich, Spanien und Italien. Wir hatten das Glück, diese beeindruckenden Vögel von beachtlicher Größe anzutreffen. Im Abflug legte sich ihr schwarz gerandetes, weißes Gefieder wie ein Reifrock um den nackten, schwarzen Hals mit dem pechschwarzen, langen Schnabel.

Reiher begegneten uns immer und überall. Silber-, Grau- und Seidenreiher stolzierten erhobenen Hauptes durch das seichte Gewässer, oft in Gesellschaft mit Kormoranen, Haubentauchern und Mittelmeermöwen. In anderen Bereichen tummelten sich allerlei Entenarten, die so leicht gar nicht zu bestimmen waren. Letztlich konnten wir Tafel-, Krick- Schnatter-, Reiher- und Löffelenten in unsere Beobachtungsliste eintragen. Stockenten und Graugänse kamen in großer Zahl vor, genauso wie Blässhühner. Auch Teichhühner und Brandgänse identifizierten wir bei der Durchsicht unserer Aufnahmen. Fotos gelangen uns auch vom Großen Brachvogel und vom Kiebitzregenpfeifer, wenngleich sie nur mit gutem Teleobjektiv erkennbar waren. Besondere Aufmerksamkeit erregte ein Pärchen Trauerschwäne. Der Schwarzschwan hat seine Heimat in Australien, in Europa trifft man nur ausgesetzte Individuen. Diese völlig schwarze Schwanenart hat den längsten aller Schwanenhälse. Am Ende der Woche zählten wir über 30 Vogelarten.

Zur Abwechslung wanderten wir auf die Hügelkette bei Monfalcone zu den Schützengräben aus dem 1. Weltkrieg und dann weiter entlang des Rilkeweges. Wir flanierten in der Altstadt Grado mit ihren engen Gässchen und sehenswerten Kirchen. Und wer glaubt, die Woche ist so ganz ohne Hoppalas abgelaufen, den muss ich enttäuschen. Zu spät bemerkte ich, dass Brigitte vor mir mit dem Fahrrad angehalten hatte. Was dann passierte, könnt ihr euch denken. Schön langsam verschwindet der Bluterguss am Knie und die Schürfwunde hat das Schlimmste überstanden.

© Gabriele_Krele-Art 2025-03-13

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Romane & Erzählungen
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Abenteuerlich
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