von Brigitte Böck
Anfang letzter Woche rief ich in meinem Kindergarten an, in dem ich bis zum Beginn der Pandemie wöchentlich Musik gemacht habe. Ich erkundigte mich, wie es den Kindern und den Erziehern in dieser Zeit ergangen ist und wie sie nun weiter die Arbeit geplant haben. Auch erwähnte ich, wie unschlüssig ich bin, ob ich mit meinen 77 Jahren diese Arbeit noch machen kann und möchte. Sofort fiel mir auf, mit wie viel Freude und Vertrautheit die Kollegin reagierte und mir selbst wurde ganz warm in meinem Herz. Sie erzählte, sie hätten in den nächsten Tagen eine Dienstbesprechung mit allen 12 Kolleginnen und dem Reinigungspersonal, um die weitere Planung zu besprechen. Ich bat sie, bei diesem Treffen einmal bei allen Angestellten und Kindern nachzufragen, wie sie zu einer weiteren Zusammenarbeit mit mir stehen. Ich habe 10 Jahre dort gearbeitet, bin nicht mehr so fit, wie sie mich kennen, es würde mir bei meiner Entscheidung eine große Hilfe sein. Sie versprach, mich anzurufen.
Gestern kam dieser Anruf und ich spürte, wie aufgeregt ich innerlich war. Das gesamte Team möchte gern mit mir weiter zusammen arbeiten, die Kinder riefen: „Ja, Gitti soll wiederkommen!“ Sie begannen sofort, die Klanginstrumente zu holen und sangen unsere gemeinsamen Lieder, die Begeisterung war am Telefon nicht zu überhören. Die Kollegin sagte, diese Zeit hat in den Kleinen ziemliche Spuren und Störungen hinterlassen und einige sind sehr ängstlich und ziehen sich bei Berührung sofort zurück. Musik ist heilsam und die Verbindung mit mir wird den Kindern helfen, diese Monate ein Stück zu verarbeiten.
War das eine Freude für mich, erst jetzt spürte ich, wie sehr mir die Lebendigkeit, der Humor und die Kreativität der Kinder gefehlt hat. Wir verabredeten, dass ich nach den Sommerferien neu starte, den Tag und die Uhrzeiten könnte ich selbst bestimmen und auch sonst würden sie sich ganz auf meine Bedürfnisse einstellen. Nun läuft seit gestern der Film in mir, viele Erinnerungen erwachten und ich freue mich auf einen Neubeginn mit diesen kleinen und großen Menschen. Bis zum 10. August habe ich Zeit, ein neues Programm zu erarbeiten und meiner Intuition und Kreativität freien Lauf zu lassen. Heute Nacht konnte ich kaum schlafen, weil sich die Freude und die Liebe zu den Kindern nach 1.5 Jahren in mir ausbreitete. Tiefe Dankbarkeit durchströmte mich, diese Wertschätzung nach so einer langen Isolation tut einfach gut.
Nächste Woche werde ich die Zwerge besuchen, singen darf ich noch nicht. Erst nach den Ferien werden die z.Zt. noch geltenden, mir unverständlichen Corona-Bestimmungen gelockert, trotz einer Inzidenz von sieben. Welche Regelungen und Einschränkungen sich die Regierung bis dahin einfallen lässt, darüber will ich jetzt nicht nachdenken. Zu mindestens bin ich zweimal geimpft.
© Brigitte Böck 2021-06-23