Hutt River Province (no longer exists)

26 Tage Urlaub am Stück! Damals waren meine Kollegen froh, dass ich meinen gesamten Jahresurlaub im November nahm und auch für meine beiden Reisebegleiter war das kein Problem.

Zu dritt landen wir nach einem spannenden 2-tägigen Stopover in Kuala Lumpur am Flughafen in Perth. Wir lösen unsere ersten Reiseschecks ein und erkunden mit einem Mietwagen Westaustralien. An den Linksverkehr haben wir uns schnell gewöhnt, nicht aber an die vielen Känguru-Kadaver am Straßenrand.

Unser erster Halt ist in der Ghost Town Cue. Vor 100 Jahren lebten über 10.000 Bewohner in dieser Goldgräberstadt, nun sind es noch ungefähr 100 Personen. Ein deutscher Goldsucher erzählt uns seine Lebensgeschichte. Er ist im Outback gestrandet und verkauft kleine Goldnuggets an Touristen. Es reicht nur zum Überleben, er kann diesen Ort aber nicht mehr verlassen.

Nach 760 Kilometer Autofahrt durch die menschenleere australische Wüste erreichen wir unseren ersten Übernachtungsort. Wir checken im einzigen Hotel in der Minenstadt Meekatharra ein und lernen an der Bar einige urige Typen kennen. Am nächsten Tag besichtigen wir mit ihnen die größte Eisenerzmine der Welt. Alles ist gigantisch hier!

Wir verbringen unseren Urlaub mit Wanderungen in abgelegenen Nationalparks, beobachten die Tierwelt, schwimmen im türkisfarbenen Meer und füttern Delfine in Monkey Mia. In der Nacht sehen wir den unglaublichen Sternenhimmel und Meeres-Schildkröten bei der Eiablage.

Auf langen Staubstraßen fahren wir durch “farmland” mit Rindern, Schafen und Pferden. Emus spazieren durch die trockene Landschaft. Heute erreichen wir mein Reise-Highlight: Hutt River Province. Ein unabhängiges Fürstentum mitten in der westaustralischen Wüste.

Wir werden von Prince Leonard persönlich empfangen und zu einer Privataudienz eingeladen. Er unterrichtet uns stolz in der Geschichte seines Fürstentums. An den Wänden hängen Bilder von der Queen und anderen Staatsbesuchern. Derzeit leben 30 Bewohner in seinem Scheinstaat. Wegen eines Streits über die Weizenquoten erklärte der Landwirt im Jahr 1970 seinen 75 km² großen Grundbesitz für unabhängig von Australien. Seitdem bezahlt er keine Steuern mehr. Seine Frau stellt er uns als Royal Highness Princess Shirley vor. Im eigenen Postamt gibt es wertlose Banknoten, Münzen und Briefmarken und wir bekommen einen Visumstempel in unsere Reisepässe. Das sind die einzigen Einnahmequellen neben der Landwirtschaft. Und es kommen leider sehr wenige Touristen vorbei, jammert die Fürstin. Zum Abschied kaufen wir noch einige Souvenirs, die Flagge des Landes mit einem Bullenkopf, Kühlschrankmagnete und Postkarten.

Vor ein paar Tagen habe ich gelesen, dass es die Principality of Hutt River nicht mehr gibt. Prince Leonard ist 2019 verstorben, sein Sohn hat das Gebiet 2020 an Australien zurückgegeben. Aufgrund der COVID-19 Pandemie blieben die Tourismus-Einnahmen aus.

Es bleiben nur mehr Erinnerungen und einige Souvenirs.