Die Nacht durchbrach den Weg schneller, als unsere Füße laufen konnten. Zu viel Gepäck, zu schlechte Karten. Ein Gefühl als würde man im Kreis laufen. Der Kaffee beim Briefing war ein Gedicht und hier drückt uns die tropische Hitze auf den Boden der Tatsachen zurück. Wir laufen an wilden Kaffeepflanzen vorbei, wieder, immer wieder und ich träume von den Strophen, die dem Gedicht inneliegen. Das Wasser kondensiert an unseren Nachtsichtgeräten, das macht das Weitermarschieren unmöglich. Lange Hosen wegen den Schlangen, lange Ärmel wegen den Moskitos. Ich fühle mich als würde ich schwimmen, ertrinken in einem Kochtopf, der bereits viel zu lange auf dem Herd steht. Ein Tag seit dem Absprung, vier Tage, bis zur Heimkehr oder Dienstschluss, ein für alle Mal. Gott, ich kann das nicht mehr, aber irgendwie hört immer nur der Teufel zu. Ich träume von der Wüste, ein riesiger Föhn, vor dem Ich mich hinstellen kann. Heiß aber trocken. In den Dünen habe ich nie vom Dschungel geträumt, nur vom ewigen Eis. Aber am Nordpol gibt es keine sogenannten Terroristen, darum wahren wir nie da, auch keine Plantagen, die die erste Welt mit Drogen versorgt,
Dinge,
Drogen.
Weiß.
Wie ein Prisma zerteilen sich meine Gedanken.
Bunt.
Als würde ein Glas Keil meine Erinnerungen spalten.
Stroboskoplichter.
Ich kann nicht mehr in Clubs gehen. Eine Blondine kam auf mich zu, ihr Kiefer wackelte, an ihren Nasenlöchern klebten Spuren dieser Dinge, während ein Tropfen Blut aus ihrer Nase lief.
Blut.
Rot.
Mich schüttelt es und ich muss an Aylin denken, Gott sei Dank wurde sie nie in so einen Sündenpfuhl gezogen. Heirat, Kind, sogar ihr Mann wirkt auf mich sympathisch, obwohl ich ihn nur beiläufig gesehen hab. Manchmal geht es schneller als wir Denken. Ein, zwei, drei falsche Entscheidungen und peng. Welcome to Hell. Ich setze die Flasche in meiner Hand an meinen Mund und ziehe die Hälfte, die sich darin befindet, meine Kehle runter. Verdammt, ich liebe Bier, für einen Moment leuchtet die Flasche Kristall Grün, wunderschön.
Erfrischend küßt das Gerstengetränk meine Sinne, sodass ich für einen Augenblick an gar nichts denke, einfach nur meinen Frieden finde, ein Tropfen im Meer. Beim Absetzen werden meine Augen gefesselt vom letzten Rest der Flüssigkeit, die im Inneren der Flasche auf den Boden zurückläuft. Selbst die Musik um mich herum wird Still. Komplementärer könnte die Situation nicht sein. Ein friedlicher Fluss in einem grünen Kristall.
© Andreas Czwodzinski 2021-08-11