Ich bin kein Hundemensch – Ein Geständnis

JennyHill

von JennyHill

Story

Ich habe nie verstanden, was Menschen daran finden, ihr Leben nach einem anderen, viel kleineren, relativ nutzlosen Lebewesen auszurichten. Okay, vielleicht sollte ich an dieser Stelle auch dazu sagen, dass ich kein Kindermensch bin.

Ich bin mit einer Katze aufgewachsen, dich mich als Kind schon etwas genervt hat, weil man sie ständig füttern musste. Aber meine Mutter meinte, Kinder sollten mit Tieren aufwachsen, mein Vater hat Angst vor Hunden und wir alle eine Abneigung gegen Kleintiere, die nutzlos und geruchsintensiv in einem Käfig in der Zimmerecke vor sich hin vegetieren. Also wurde es eine Katze. Hundemenschen sagen ja, dass Katzenmenschen einen Knall haben, sich von einem Tier herumkommandieren und quasi versklaven zu lassen. Ich persönlich denke, dass sowohl Hunde- als auch Katzenbesitzer der irrigen Annahme erliegen, der jeweils andere würde »es« falsch machen, was auch immer »es« sei. Auch hier erkenne ich gewisse Parallelen zu Kindermenschen, die ohnehin immer der Meinung sind, ihre Erziehung wäre das einzig Wahre. Bei all diesen Hunde-, Katzen-, Kindermenschen sind mir jene am sympathischsten, die zugeben, von alledem keine Ahnung zu haben und nächtelang schweißgebadet wach zu liegen und sich vorzustellen, was alles schiefgehen könnte. Mit denen kann ich ganz gut.

Mein Exmann, den ich schon seit unserer Jugend kenne, wuchs mit einem Hund auf, dem wir jeden Sonntag beim allwochenendlichen Schwiegermutterbesuchsessen begegneten. Dieses Tier war furchteinflößend und amüsant zugleich. Ich erinnere mich an einen gemeinsamen Freund, der tatsächlich Angst vor Hunden hatte und von diesem zum Fürchten aussehenden Untier unter heftigem Knurren von einem Zimmer ins nächste getrieben wurde. Was er nicht sah, war, dass der Hund sehr fröhlich mit dem Schwanz wedelte, wenn gerade keiner hinsah. Für ihn war es ein Spiel. Für den armen Jungen bitterer Ernst.

Für legendäre Momente sorgte auch die allweihnachtliche Szenerie, in der jemand bei Tisch fragte »Was ist denn das für ein Geräusch?«, woraufhin die Mutter nach dem Hund stürzte, rief »Aus, aus, nicht den Josef!« und dem Hund einen angekauten, undefinierbaren Klumpen zu entreißen versuchte. Jedes Jahr nahm sich der Hund ein weiteres Mitglied der liebevoll aus Stroh hergestellten Krippe vor und dezimierte die Truppe so in den letzten Jahren um Josef, Maria, zwei Schafe, einen Esel und einen Heiligen König. Nur vorm Jesuskind schien er Respekt zu haben.

Man kann also zusammenfassend sagen, Hunde haben mein Leben bisher weder bereichert noch sonderlich belangt. Sie waren bei anderen Menschen existierende Familienbestandteile, die ich selbst nicht hatte und nicht misste. Etwa so wie einen verschrobenen Onkel, der im Obergeschoss des Familienhauses wohnt und den man nur selten zu Gesicht bekommt. Recht entbehrlich.

Doch dann kam Poldi.

Das ist aber eine andere Geschichte…

Foto von Montse Monmo

© JennyHill 2021-06-15

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