von Wolfgang Lugmayr
2123 – Bardo ist wieder unterwegs. Noch immer tut er sich schwer einen Teil der Menschen von den dringend notwendigen Veränderungen – hin ins Lichtvolle – zu überzeugen … vor allem Jene, die nach wie vor den künstlichen Intelligenzen der neuen Techno-Elite namens XAL nachhängen.
Er erreicht das ehemalige Ägypten. Dort hat sich eine neue Zivilisation entwickelt, die sich aus dem alten Wissen der Pharaonen nährt, einer Methode folgend, die Bardo in seinem Buch beschrieb. Die Neteru hatten immer wieder betont, daß die Ägypter dem tatsächlichen Sein schon sehr nahe waren, als Nachfahren längst versunkener Kulturen. Nach dem Treffen mit den hohen Räten der Kemet, wie sich das Volk in Anlehnung an die Frühgeschichte ihrer Heimat nennt, braucht Bardo eine Pause, etwas Zeit für sich. Er liebt die Wüste, ihre Weite. Er wandert hinein, in die Unendlichkeit, um zu meditieren – in der Hoffnung, hier einen Impuls für jenen Funken zu bekommen, den es noch braucht für den Aufbruch der Menschheit in die Neue Zeit. Nach vielen Stunden der Einkehr spürt er eine fremde und doch sehr vertraute Präsenz. Bardo öffnet die Augen und blickt in das Gesicht eines alten Mannes in langen Gewändern, jenen der alten Nomaden gleich. Eine mächtige Aura umgibt diesen Mann, die geradezu sichtbar ist, kristallklar, eine Aura die neugierig macht.
„Mein Name ist Usir, mein lieber Bardo und ich habe auf dich gewartet, dich erwartet“. „Du kennst mich?“, „… wie wohl beinahe jeder Andere auch, mein lieber Weltenwandler. Du suchst nach dem Funken für das Licht, ich habe ihn für dich!“. Usir hält Bardo einen großen Kristall in Form eines Spiegels vor. „Ich bin ein Geschichtenerzähler. Meine Geschichten brauchen aber nicht viel an Worten, sie berühren eine tiefere Ebene des Menschen, jenseits von Fakten und Logik. Sie berühren die Menschen in der Seele, im Unterbewussten, direkt an der Quelle, ihrer DNA. Menschen müssen sich in den Geschichten wiederfinden, sich wieder spüren. Blicke hinein!“. Was Bardo nun erlebt, ist nicht zu beschreiben. Es ist eine Symphonie von Klängen, Tönen, Licht und Gefühlen. Er sieht unterschiedliche, goldene Formen, miteinander verbunden. Er geht mit diesen Empfindungen in Resonanz, surft auf den Frequenzen und es ist ihm so, als öffnen sich all seine Lebenskanäle. Mit einem Moment ist alles vollkommen klar. Er hält den Schlüssel für die Lösung seiner Aufgabe in Händen, ohne es beschreiben zu können.
„Ich spüre Sophdet in dir, lieber Freund. Sie war meine Gefährtin … vor langer Zeit. Dann trennten sich unsere Wege, unsere Aufgaben erforderten es. Ich ging zum Orion, sie musste dich finden und vorbereiten. Schließlich durfte ein Teil von ihr auf ihre Seelenheimat Sirius, den anderen Teil trägst du ihn dir. Gemeinsam bringt ihr nun Licht in die gesamte Geschichte!“. Mit diesen Worten war Usir verschwunden, der Kreis hatte sich geschlossen. Bardo hielt jenen Kristall in Händen, der den Menschen das Licht der Erkenntnis bringen wird, der ihnen den Weg aus dem Schein in das Sein wies … auf eine Art, die sich Bardo niemals vorstellen hätte können, unerwartet … auf eine Art, die nur eine NI – ein Mensch – erfassen kann. Damit hat XAL keine Macht mehr. Bardo ist klar: so und nicht anders sollte es sein, wird es sein, ist es! Er verlässt die Wüste und geht mit dem Kristall ins Licht – in Liebe.
© Wolfgang Lugmayr 2025-05-19