von Peter Rosenegger
Nachdem mir die Geschichten aus meiner Berufslaufbahn langsam ausgehen, will ich diesmal eine Geschichte zu Papier bringen, die sich erst vor einer Woche zugetragen hat. Das muss ich aber schnell machen, weil mein Kurzzeitgedächtnis ungleich schlechter als mein Langzeitgedächtnis ist, sodass ich oft einen Witz, über den ich am Vortag noch herzlich gelacht habe, am nächsten Tag nur mit Mühe zu erzählen weiß, ohne die Pointe zu vergessen.
Ich wohne hier alleine am Attersee in meinem Ferienhaus, aber benötige seit einiger Zeit eine Pflegekraft, die ich in diesem System der 24 Stundenpflege über eine Agentur in Form einer slowakischen Krankenschwester auch gefunden habe. Eine ältere Dame, rechtschaffen, brav und fleißig, die mir bei Diabetes 2 hilft, den Zuckerspiegel regelmäßig zu kontrollieren und früh und abends eine Insulindosis zu spritzen. Wegen geröteter und trockener Augen wurden mir im Übrigen in einem sinnentleerten Ritual seit Jahren ganz simple Feuchtigkeitstropfen in der Früh eingespritzt, ohne je irgend eine positive Wirkung zu zeigen.
Vorige Woche hat die Krankenschwester, verschlafen und schlampig, diese Augentropfen mit scharfen ätzenden Tropfen gegen Fußpilz verwechselt und mir davon die üblichen 3 Tropfen in ein Auge geträufelt, zum zweiten Auge ist sie nicht mehr gekommen. Ich habe vor Schmerz nur so gebrüllt und sie in allen möglichen Sprachen beschimpft, was mich erleichtert hat und sie nicht weiter beeindruckte, weil sie ja nichts verstanden hat.
Mit lauwarmen Wasser und Wattebauschen habe ich dann versucht, das Zeug wieder aus dem Auge zu wischen, was nur teilweise gelang, so war ich um den Erhalt meines Augenlichtes echt besorgt und rief in Panik meinen Augenarzt um Rat und Beistand an, der mich beruhigte und mir andere Augentropfen verschrieb. Ich jagte den „Unglücksvogel“(kann man dieses Wort auch gendern und wie heißt das dann? )mit dem Fahrrad in die nächste Dorfapotheke, um diese rettende Medizin unverzüglich herbeizuschaffen.
Seit dem nehme ich diese Tropfen regelmäßig und siehe da, meine blauen Augen waren noch nie so schön klar und leuchtend in meinem ganzen bisherigen Leben.
Ohne diesen furchtbaren Zwischenfall hätte ich mit den nutzlosen, falschen Tropfen sicher bis zu meinem Lebensende weiter gewurstelt. Diese Erkenntnis teilte ich natürlich nicht mit der ungeschickten Pflegekraft, sondern behalte ich schön für mich. Ist aber in der Tat ein wunderschönes Beispiel für positives Denken in einer ursprünglich ärgerlichen und dramatischen Lebenslage.
© Peter Rosenegger 2021-08-02