von Kathi_Schmidt
“Aso, ihr habt gerade die Mathe-Schularbeit zurückbekommen. Na dann sollen doch gleich mal alle die einen Einser haben die Hausübung vorlesen!”
…
In Mathe war ich immer gut. Ist ja auch einfach. Ein paar Formeln, in die man Werte einsetzt, das ist ja alles ganz logisch. Aber Deutsch war da eine ganz andere Geschichte: Rechtschreibung und Groß- und Kleinschreibung sind mir nie leicht gefallen. Mit jahrelanger Nachhilfe hat sich das Ganze damals halbwegs in den Griff bekommen lassen, obwohl man davon wohl mittlerweile auch nichts mehr merkt. Was das Schreiben selbst angeht. Ich glaube, an Kreativität hat es mir nie gefehlt. Ich wollte nur irgendwie immer etwas anders machen. Einfach eine Bildgeschichte schreiben, indem man die Handlung auf den Bildern beschreibt. Langweilig! Das war wohl nicht immer einfach für meine Volksschullehrerin. Als ich dann allerdings ihre Anweisungen befolgte und laut ihrer Bewertung “gute” Geschichten schrieb, hat sie mich dann beschuldigt abgeschrieben zu haben. Man kann sich denken, meine Freude am Schreiben war, wie die meisten Pflanzen, die man mir schenkt, nach kurzer Zeit eingegangen.
Meine Hauptschuldeutschlehrerin hat mir immer hauptsächlich Angst gemacht. Das war aber wohl weder etwas persönliches noch meiner schlechten Menschenkenntnis geschuldet, denn am Ende der vier Jahre hat uns die Dame heiter erklärt, dass sie eigentlich gar keine Kinder mag. In der Oberstufe, mal abgesehen davon, dass mittlerweile Hopfen und Malz wahrscheinlich sowieso schon verloren waren, hatte ich einen Klassenkollegen, der während der Schulzeit ein Buch veröffentlicht hatte (Kudos an ihn!). Wodurch sich meine Deutschlehrerin quasi exklusiv nur um seine Bildung gekümmert hat.
Und ja ich weiß, mimimi, armes privilegiertes weißes Mädchen, du hattest ein paar Lehrer die nicht dein volles Potential aus dir herausgeholt haben, mimimi, als ich so alt war wie du, mimimi, da sind wir eine Stunde durch den Schnee gestapft um uns von unseren Deutschlehrern niedermachen zu lassen.
Was ich eigentlich sagen wollte. Ja, ich hatte einen Einser auf die Mathe-Schularbeit und den hätte ich liebend gerne angezündet, so wenig wollte ich meine Hausübung vorlesen. Die Hausübung war nämlich richtig mies. Es war ein innerer Monolog zum Thema “sich über etwas freuen” und er war richtig mies. Ich wusste das und hab ihn trotz allem vorgelesen. Als ich fertig war, hat meine Lehrerin nicht einmal was dazu gesagt, sondern hat einfach das Thema gewechselt und so getan als wäre das nie passiert.
© Kathi_Schmidt 2023-01-17