Ja, Angst vor Covid-19!

Margit Berger

von Margit Berger

Story

Covid-19 ist etwas, das wir nicht genau kennen, auch die Experten sind hilflos und die unterschiedlichen Virologenmeinungen verunsichern uns noch mehr. Wir wissen nicht, welche Gefahr es tatsächlich darstellt. Wenn ich nun von Corona bedroht werde, habe ich diffuse Angst vor wirtschaftlichen Folgen, Angst Freiheit, mein Leben oder jemanden zu verlieren.

Das erinnert mich an die Situation, als bei mir vor zwei Jahren vor Weihnachten in meine Wohnung trotz Sicherheitsbalken eingebrochen wurde und alles an Geld, Schmuck und Wertsachen gestohlen wurde. Gottlob war ich zum Tatzeitpunkt nicht zuhause.

Die nächsten Tage wollte ich nicht alleine schlafen. Ich hatte höllische Angst, dass erneut jemand kommen würde und ich hilflos sei. Und ich wurde tatsächlich in dieser Nacht von einem guten Freund „beschützt“. Eine neue Türe konnte erst wegen Urlaubs der Firmen zwei Wochen nach Weihnachten montiert werden.

„Ich kann ja nicht jeden Tag jemanden bitten bei mir zu nächtigen“, dachte ich tapfer und justierte am nächsten Tag Tisch und Sessel so vor die „desolate“ Eingangstüre, dass ich zumindest durch die Geräusche wach und mich nicht so ausgeliefert fühlen würde, notfalls die Polizei rufen könnte. Das Schlafzimmer versperrte ich mit einem Schlüssel.

Und mit diesem „heroischen“ Tag, begann ein Prozess:

Ich erkannte, dass mich keine so genannte Sicherheitstüre, die eigentlich nur eine einbruchshemmende Türe ist, leider auch nicht vor einem Raubüberfall schützen kann.

„Der Vorgang dauert je nach Preis der Türe eben entsprechend länger oder kürzer. Aber nach 45 Minuten ist jede Türe geknackt!“ informierte mich der untersuchende Kriminalbeamte trocken „Alarmanlagen kann man aus der Ferne entsperren“, versicherte er mir als ich fragte, ob das Sinn mache? „Nur Geschäftemacherei!“ „Kaufen Sie sich einen Hund!“

Die Mutter der Angst ist es, Sicherheit und Kontrolle zu verlieren. In meinem Falle jede, ich hatte es soeben erlebt! Unsere Gesellschaft gaukelt uns mit Sturzhelm, Sicherheitsgurt, Sicherheitstür, Operationen, Versicherungen und Impfungen vor, dass wir sicher vor Gefahren und dem Tod sind.

„Angst bedeutet also Angst, mein Leben oder jemanden zu verlieren“, sagte ich mir.

Da reifte in mir der Entschluss mich dem Leben wieder zu stellen. „Komme was wolle, auch ein Einbrecher! Ich kann es ja ohnehin nicht verhindern“, redete ich mir gut zu. Ebenso den damit verbundenen Schmerz und die Angst anzuerkennen. Je mehr ich sie vermeide, ausweiche, umso heftiger wird sie. Tagelang habe ich geweint, gezittert, mich gefürchtet und wieder vor Verzweiflung geweint.

Wenn ich ohne Angst leben will, muss ich die Möglichkeit akzeptieren, mein Leben zu verlieren. Die Ungewissheit dessen, was ich nicht kenne, akzeptieren. Das unangenehme, unbequeme Gefühl, das mit allem Unbekannten einhergeht. Und mit der Zeit konnte ich es annehmen und verlor meine Angst.

Ich stelle mich auch jetzt diesem Gefühl. Endlich kann ich weinen.

© Margit Berger 2020-03-28

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