Jenseits von Afrika

Elfie-F

von Elfie-F

Story

Ich hatte eine kleine Wohnung in Afrika. Sie lag am Fuße des großen Fernsehturms, der sich aus einem Meer von hohen Häusern in den Himmel reckte. Die „Raubtiere“ strichen Tag und Nacht um mein Haus. Eines nahm an einem Samstag, als ich vom Schwimmbad nach Hause lief, Witterung auf.

Im Tempo meiner Schritte folgte mir ein Auto. Meine Antennen waren auf Hab Acht. Meine Hoffnung, alles sei gut, wenn ich das schwere Metallgitter der Sicherheitstür ins Schloss fallen ließe, wurde enttäuscht. Ein großer Bettrahmen stand darin, scheinbar ein Umzug. Dann eben der Aufzug. Oh no, dieser war auch belegt! So blieb mir nur die Treppe. Ich erreichte die erste Stufe, als ich eine Fahrzeugtür zuschlagen hörte und sogleich Schritte hinter mir. Die Jagd begann. Über 5 Stockwerke rannte ich um mein Leben. Ksss, ksss schlangenhafte Zischlaute ausstoßend, war er mir bedrohlich nah auf den Fersen! Die Türe zu meiner Wohnung war doppelt gesichert. Nur nicht zittern! Schnell, schnell, das erste Schloss war geschafft, aber schon sah ich ihn auf dem Treppenabsatz: ein schmaler, junger Mann mit milchkaffeebrauner Hautfarbe, schwarzen, kurzen Haaren, ein Inder? Endlich, mit einem schnellen Drehen des Schlüssels im zweiten Schloss öffnete sich die Tür. Ich witschte hinein und knallte sie hinter mir zu. Eindringlich hämmerte er mit seiner Faust dagegen, einmal, zweimal, dreimal! Mein Herz raste! Ich schrie von innen, get lost! Wieder und wieder schlug er auf die Türe ein! „Hello, hello“, rief er mit hoher Stimme dazwischen. Nach einer gefühlten Ewigkeit gab er endlich auf.

Als ich einmal wieder aus der Innenstadt kam, blickte ich vom Bus-Stop gegenüber auf meine Fenster und erschrak. Die Vorhänge waren zugezogen, die ich am Morgen geöffnet hatte. Ich wusste, was dies zu bedeuten hatte.

Immer wieder ging ich auf Safari – Krüger Park, Botswana, Zimbabwe. Hier blickte ich in die Augen von Löwen, staunte über riesige Elefanten, Giraffen, Nashörner und Flusspferde, erlebte die Natur hautnah. Ich wanderte in den Drakensbergen, schwamm im Indischen Ozean und besuchte Kapstadt, für mich die schönste Stadt der Welt. Es war die Summe dessen, welche mich hielt zu bleiben, in dieser recht feindlichen Umgebung der Megacity Johannesburg und natürlich meine Freund*innen sowie meine Arbeit und Kollege*innen.

Ich war frei, reiste und lebte allein im Land meiner Träume. Allerdings entstanden immer größere Risse. Die Politik der Apartheid beschwor zunehmend Konfliktstoff herauf, welcher sich auch auf mein Leben im geliebten Land auswirkte. Es war eine ständige Gratwanderung, die Gesetze voller Willkür einhalten zu müssen. Die Vernunft sagte geh, mein Herz sagte, bleib! Mein innerer Konflikt wurde größer.

Nach 3 Jahren, 3 Monaten und 3 Tagen verließ ich Afrika nur mit einem Rucksack Richtung RIO DE JANEIRO. Der Kontinent entschwand langsam meinem Blick, vor dem sich ein Vorhang aus Tränen gebildet hatte und den Ozean unter mir zu füllen schien.

Out of Africa!

© Elfie-F 2021-02-27

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