Knoten im Leben

Nordlicht

von Nordlicht

Story

Manchmal hat das Leben einen Knoten. Manchmal auch zwei oder drei. Oder mehr. Dann fühlt es sich an, als sei es blockiert in jede Richtung. Egal, wohin man sich wendet, da ist er wieder. Er stoppt und bremst, nichts läuft, nichts fließt, alles stockt. Vor dem Knoten. Im Rest des Lebens wird es unordentlich, da häuft sich der Stau vom Knoten.

Manchmal ist der Knoten real. Manchmal kann man ihn nur fühlen. Manchmal könnte man ihn öffnen, aber man traut sich nicht. Manchmal hat den Knoten jemand anders gemacht und nur derjenige kann ihn auch wieder öffnen. Manchmal kann man ihn nur gemeinsam lösen.

Im Leben halten Knoten nicht zusammen, sie behindern meist den Zusammenhalt. Verrückt.

Meine Knoten sind gerade vielfältiger Natur. Und viele kann ich nicht selber öffnen. Das nervt mich, das stört mich. Ich löse gerne Probleme, statt sie rumlungern zu lassen. Begebe mich in die Aktivität, um etwas zu tun gegen den Missstand. Aber es gibt zwischenmenschliche Knoten, die man nur lösen kann, wenn es der oder die andere auch will. Kommunikation ist eben keine Einbahnstraße. Und so mühe ich mich. Schreibe. Rufe an. Und werde ignoriert. Das ist total dämlich. Denn man kann doch miteinander reden. Sich auseinandersetzen. Wer sich wie ein bockiges Kind verhält, der macht nichts besser. Für sich nicht und für andere nicht. Der weigert sich schließlich, über sich selbst nachzudenken. Sich einzugestehen, dass er vielleicht was Blödes gemacht hat. Dass er sich nicht an Vereinbarungen gehalten hat und dass er nicht immer ehrlich war. Und dass es nicht sehr sinnvoll ist, andere dafür mit kommunikativer Blockade „zu bestrafen“, weil sie die Unehrlichkeit und Unzuverlässigkeit angesprochen haben.

Ich bin sehr harmoniebedürftig. Das ist nicht immer hilfreich. Aber oft hilft es mir eben auch, zwischenmenschliche Konflikte anzugehen. Oft hilft es mir, eine Lösung zu finden, wo andere keine sehen. Auch Knoten anzuerkennen als das, was sie sind und gemeinsam zu entscheiden, dass eine Meinungsverschiedenheit, ein Streit, ein Problem sich nicht inhaltlich lösen lässt. Dass man da keinen Konsens findet. Und dass man sich trotzdem verstehen kann. Dann löst sich der Knoten oft von selber auf. Zack!

Wenn man so tut, als gäbe es den Knoten nicht, dann wird er in der Regel immer größer. Finde ich. Dann nimmt er mehr Raum ein und man kann schwer damit umgehen. Alles wird krampfig. Wenn man ein Problem hat, es aber nicht löst, wird man immer wieder mit ihm konfrontiert, bis man ihn aufmachen muss. Wenn man Entscheidungen nicht treffen will, dann werden so viele Folgeentscheidungen blockiert, bis man entscheiden muss. Oder das Leben für einen entscheidet.

Ich geh´ jetzt Knoten lösen.

Foto von engin akyurt auf Unsplash



© Nordlicht 2024-04-18

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Lebenshilfe