KW 1 – Gummibärchen Teil 1

Jette Lübeck

von Jette Lübeck

Story

Gelb

Meine kleinen Kinderhände umschließen bunte kleine Tupperdöschen (natürlich gibt es auch noch Dosen von anderen Herstellern…). Mama hat die Süßigkeitenportionen streng rationiert. Oder wie wir sie nannten, Schnucke oder Naschis. Ich breite den Inhalt des Döschens vor mir auf dem Tischset aus und sortiere die Gummibärchen sorgfältig nach Farben: gelb, orange, grün, weiß, hellrot und dunkelrot. Ich fange an, sie einzeln, Stück für Stück, Bärchen für Bärchen zu vernaschen. In genau dieser Reihenfolge: gelb, orange, grün, weiß, hellrot, dunkelrot. Ich arbeite mich von den Sorten, die ich am wenigsten mag hin zu meiner Lieblingssorte. Und ich genieße jedes einzelne Bärchen. Manchmal schaffe ich es sogar, sie aufzulutschen, aber meistens kann ich mich nicht so lange gedulden und kaue sie dann doch.

Orange

Obwohl man uns immer sagt, mit Essen spielt man nicht, liebt mein kleiner Bruder es, seine Fantasie auch mit Lebensmitteln auszuleben. Er knetet Figuren aus dem Wachs, das die Bebibells umschließt, er malt mit Sprühsahne Bilder auf seinen Teller und er stellt ganze Schlachten mit Gummibärchen nach. Er zerteilt sie, setzt sie in unterschiedlichen Farbkombinationen wieder zusammen und nutzt Zahnstocher als Speere und Pfeile. Jedes Mal ein beeindruckendes Gemetzel.

Grün

Gummibärchen sind vielseitig, oder eher vielförmig. Wenn man sie im Sommerurlaub in Griechenland im Handschuhfach vergisst, verschmelzen sie zu einem einzigen Gummiklumpen. Und für mich als Kind ist es eine sehr reizvolle Vorstellung, einfach in diesen Klumpen reinzubeißen. Was ich auch sehr gerne ausprobiert habe, und nicht nur einmal, ist es, die Gummibärchen in Wasser zu legen. Im warmen Wasser lösen sie sich auf und ergibt zum Schütteln süßen Gummibärchendrink. Und im kalten Wasser werden sie ganz groß und es bildet sich eine gallertartige Schicht drum herum. Fühlt sich seltsam an, wenn man draufbeißt.

© Jette Lübeck 2023-01-09

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