von Lea Pühringer
„Du solltest doch dein Zimmer aufräumen!“, schimpfte ihre Mutter. „Ja-ha, dass mach ich noch.“, entgegnete sie genervt vom Bett aus. „Und deine Schulaufgaben hast du auch noch nicht fertig!“, fuhr ihre Mutter fort und verließ das Zimmer.
Genervt schaute sie vom Bett aus durch ihr Zimmer, bis ihr Blick an einem Foto hängen blieb. Auf dem Foto waren sie und ihre Großeltern am Strand.
Ihre Großeltern lebten auf einer Nordseeinsel und ihr Haus war nicht weit vom Strand entfernt. Normalerweise besuchte sie ihre Großeltern jeden Sommer, zusammen mit ihren Eltern. Doch dieses Jahr ging das nicht, da ein neues und gefährliches Virus ausgebrochen war und man daher nicht verreisen durfte.
Sie dachte an die schönen und unbeschwerten Sommer im Garten ihrer Großeltern und an das Schwimmen in der Nordsee. „Letztes Jahr war alles besser!“, dachte sie wütend, „Bei Oma und Opa muss ich mein Zimmer nicht aufräumen, muss keine blöden Schulaufgaben machen, darf mir nach dem Mittagessen immer ein Eis holen und kann im Meer schwimmen!“
Wütend drehte sie sich um und grübelte eine Weile vor sich hin.
Schließlich richtete sie sich auf und sagte entschlossen: „Ich fahre einfach alleine mit dem Zug zu Oma und Opa. Die freuen sich bestimmt mich zu sehen!“
Mit diesen Worten stand sie auf und begann die ersten Sachen in einen Rucksack zu packen. Dann holte sie ihren Koffer aus dem Schrank und füllte ihn mit einigen Klamotten, ihrem Washcase und ein paar anderen wichtigen Dingen. Anschließend stopfte sie noch die letzten Sachen in ihren Rucksack und schaute sich noch einmal um.
Sie war sicher, dass sie alles Wichtige eingepackt hatte und öffnete leise ihre Zimmertür.
Nachdem sie den Rucksack auf ihren Rücken gezogen hatte, nahm sie den Koffer und versuchte ihn so leise wie möglich die Treppe hinunterzutragen. Sie trug den Koffer bis zur Haustür, da es zu laut gewesen wäre ihn zu rollen.
Ihre Mutter schien zu kochen und dabei Musik zu hören.
Leise zog sie sich die Schuhe an und nahm ihre dünne Jacke vom Kleiderhaken.
Jetzt hatte sie alles und öffnete die Haustür, die dabei ein Quietschen von sich gab. Die Musik aus der Küche verstummte und sie hielt den Atem an.
© Lea Pühringer 2021-07-30