Liebe Grüsse, Nando

Nando räkelt sich auf dem großen Bett, das er mit seinem Lieblingsmenschen teilt. Er seufzt tief und resigniert. Heute ist starker Regen angesagt, die Temperatur ist auf empfindliche sechs Grad gesunken. Nichts für einen Frühlingssonnenkater, wie er einer ist. Er rollt sich klein in ihren Kniebeugen zusammen, froh, dass sie heute auch länger liegen bleibt.
Auch sie hat vor dem grausigen Wetter kapituliert, die Decke über die verwuschelten Haare gezogen und die samstägliche Welt ausgesperrt.
„BITTE NICHT STÖREN“ steht unsichtbar an jedem Fenster und an beiden Türen.
Stille breitet sich aus, eine friedliche, wunderbare, kraftvolle Stille. Eine Stille, die nicht ohrenbetäubend ist, sondern eine sanfte, zärtliche, verständnisvolle Stille, die Ruhe und Erholung verspricht.
Gegen zehn Uhr verändert sein Lieblingsmensch plötzlich ihre horizontale Lage in die senkrechte Position.
Nando rettet sich ans Fußende. Er weiß genau, was jetzt folgt. Er wartet erstmals vorsorglich ab und verfolgt mit gespitzten Ohren die vertrauten Geräusche. Normalerweise würde er sich ja im Lavabo zusammenkugeln und die plätschernden Duschgeräusche ertragen. Neuerdings jedoch sind diese begleitet von ihrer Singstimme, die lauthals und katzenfalsch FERNANDO von sich gibt. Oje … seit sie von den Philippinen zurück ist, singt sie unverdrossen fröhlich falsch weiter, zu seinem Leidwesen. Und obwohl sie NANDO singend ruft, scheint sie überhaupt nicht ihn zu meinen. Zugegeben, das hat ihn anfangs ziemlich enttäuscht.
Aha. Die Dusche muss beendet worden sein, denn das Wasser schweigt – und somit auch ihr wortgewaltiges Singen. Vorsichtig wagt er, seine empfindlichen Ohren wieder aufzustellen.
Köstlicher Kaffeeduft verströmt sich verheißungsvoll durch die Küche. Sofort springt Nando vom Bett und schleicht sich in die Küche. Glücklich beginnt er zu schnurren. Sie hat ihn nicht vergessen, seine beiden Näpfchen sind reichlich gefüllt.
Zufrieden schnuppert er an seinem Fressen und macht sich darüber her. Heute ist ein guter Tag.
Sie setzt sich an den Tisch, zündet eine Kerze an und beginnt zu lesen, irgendwas auf ihrem Handy, das sie zum Lachen bringt. Sie versendet großzügig 💖💝💖, zu verschwenderisch, findet er. Aber was soll’s.
Dazu trinkt sie genüsslich schwarzen Kaffee. Er springt, zufrieden das Maul schleckend, auf die Sitzbank und setzt sich abwartend hin. Sie streichelt ihm zärtlich das Fell und fragt ihn, ob es in Ordnung sei, dass sie wieder mal eine Geschichte über ihn schreibe.
Endlich! Schließlich sollten alle wieder mal erfahren, wie es ihm so mit ihr ergeht. Eigentlich ist er ganz zufrieden mit ihr. Er springt vertrauensvoll auf ihren Schoss und rollt sich zufrieden zusammen.
Hoffentlich macht sie auch wieder mal ein Foto von ihm, ihrem Helden, der sie vor Mäusen und Schnecken bewahrt und ihre Tulpen, Primeln und Stiefmütterchen sorgfältig bewacht.
Er fühlt sich wie ein König und herrscht mit Charme und Beharrlichkeit über das ihm anvertraute Reich. Aber heute kann es ihm gestohlen bleiben. Heute ist nur SIE wichtig, und natürlich seine neuste Geschichte auf Story One.