Wie hab ich ihn gehasst! Was hat er mir nur alles angetan! Die Kühe, der Hof, seine Arbeit, seine Vereine – alles war wichtiger – als ICH! Unsere Beziehung als Paar war seit Jahren am Ende! Und doch – ich musste HIER sein und sollte MEINEN Verpflichtungen weiter nachkommen. Doch das Gehirn ist clever, es sucht sich einen Ausweg, doch der fiel für meinen Bauern, nicht so gut aus. Lange klang der ursprüngliche Satz vom Schwiegervater in meinen Ohren: wo ein Wille, da auch ein Weg – doch mein Wille, auf dem Hof zu Dienen, wie in den Anfangsjahren – es war mir plötzlich nicht mehr möglich, so sehr ICH auch gewollt hätte! So wurde von mir erwartet, dass ich täglich um 12h gekocht habe – genauso – wie es seine Mama IMMER schaffte! Wie hab ich mich dafür immer abgehetzt! Doch das Essen stand irgendwann mal nicht mehr um 12h auch nicht um 12:30 sondern irgendwann mal auf dem Tisch! Für meinen Bauern ein sehr schmerzhafter Prozess, steht er doch schon um 4h früh auf, doch, man könnte doch eine kleine Jause essen, bis ich fertig war. So wie es bei mir IMMER einen Plan B oder C gibt, so erwarte ich mir hier seine Flexibilität, was natürlich sehr unfair war.
so stimmte mich das zwar skeptisch, es verlieh dem Ganzen aber doch einen Hauch von Hoffnung und Zuversicht. Doch leider übersahen wir alle auf der Zielgeraden ein paar Details, die das ganze Projekt in ein bedrohliches Schwanken brachten! Denn irgendwann kotzte mich die ewige Kocherei auf 12 UHR, so wie es IMMER bei seiner Mama war – extrem an! Und schon damals kam mein ADS so richtig durch, natürlich unbewusst und unwissentlich! Heute kann es sein, dass wir um 14h essen, was auch damit zusammenhängt, dass ich mich als absoluten NACHTMENSCHEN outete! Denn ich kam drauf, wie effizient ich im Haus arbeiten konnte, wenn ich NICHT ständig abgelenkt wurde. Den in Ruhe die Wäsche zusammenlegen oder Socken zu sortieren, den Geschirrspüler einzuräumen oder am PC die Rechnungen zu überweisen – das war herrlich und ich brachte endlich wieder etwas weiter! Ja auch DAS war eine Art FLUCHT in ein anderes Leben, das jedoch auf einen Bauernhof NICHT hingehörte! Doch nachdem ich es zum Glück geschafft habe, dass ich zumindest in den frühen Morgenstunden Nicht mehr den Stall besuchen musste, so holte ich eben morgens mein fehlenden Schlafstunden, wieder nach! So musste mein Mann irgendwann hinnehmen: Essen um 12 h war Geschichte, meine morgendliche Hilfe im Stall war Geschichte und auch unser Ritual, dass wir uns am Abend ziemlich zur gleichen Zeit niederlegten! DAS war nun MEIN Beitrag, dass das Leben mit meinem Bauern immer noch mehr entgleiste! Doch – ich konnte NICHT anders! Als ob mich irgendetwas lenken würde, das ich NICHT mitbekam! ETWAS hinderte mich vehement, dass ich die Dinge so verrichtete, WIE ES von mir ERWARTET wurde!
EWasWa
© Gertraud Tabernig 2025-02-16