Mutter Erde und andere Mütter

Christine Sollerer-Schnaiter

von Christine Sollerer-Schnaiter

Story

Die ’Mutter Erde’ ist zurzeit in aller Munde und widmet sich den Themen Klimaschutz und Artenschutz. Es werden die Zusammenhänge zwischen der Klimakrise und dem Artensterben aufgezeigt und nach Lösungen gesucht.

Warum reden wir von Mutter Erde? Warum nicht von unserem Planeten, unserer Umwelt oder einfach unserer Erde? Warum diese Metapher Mutter? Die Zuschreibung ’Mutter’ ist werbewirksam und impliziert Wertschätzung. Achtsamkeit, Tugend usw. – alles positive Eigenschaften, aber sie romantisiert auch und verniedlicht den Ernst der Lage.

Durch die Figur der Mutter wird der Erde eine weibliche Rolle zugeschrieben. Bilder, in denen die Natur als Frau verkörpert wird, sind altbekannt und zeitlos, denn Mütterlichkeit ist das Grundprinzip alles Fruchtbaren und Schöpferischen, von Ganzheit und Einheit, Ursprünglichkeit, Schutz und Ernährung. Auch das Urchristentum betont das Schöpferische der Erde, aus der Leben entsteht und wieder zurückkehrt.

Eine Mutter ist laut Wikipedia eine Frau, die ein oder mehrere Kinder geboren hat und/oder eine Frau, die in der Rolle einer Mutter ein oder mehrere Kinder versorgt und erzieht. Das Schlimmste, das einem Kind passieren kann, ist keine Mutter zu haben. Eine gute Mutter schenkt körperliche Nähe, zeigt Interesse am Kind, liebt und vertraut ihm, ist verlässlich usw. Das alles bin ich als Mutter, aber ich bin auch ungeduldig, ärgerlich, mitunter zornig und ungerecht. Manchmal stelle ich meine Interessen und Bedürfnisse über die der Kinder. Ich bin egoistisch und ängstlich.

Brechts Mutter Courage ist eine Kriegsgewinnlerin. Sie macht den Krieg zu einer Geschäftemacherei und stürzt dadurch ihre Kinder ins Verderben. Vielleicht nicht absichtlich, nicht bewusst, aber sie nimmt es in Kauf. Ihr Name verweist auf Mut, aber sie selbst sagt, dass sie stets aus nüchternen Geldinteressen gehandelt habe, nie aus Heldentum oder höheren Beweggründen. Mütter sind per se nicht besser und schlechter als andere Menschen.

Mutter Teresa war eine Ordensschwester und Missionarin. Weltweit bekannt wurde sie durch ihre Arbeit mit Armen, Obdachlosen, Kranken und Sterbenden, für die sie 1979 den Friedensnobelpreis erhielt. In der katholischen Kirche wird Mutter Teresa als Heilige verehrt. Sie erhielt diesen Titel für ihr selbstloses Handeln und ihre Nächstenliebe. Aber auch ihre Person ist umstritten vor allem wegen der sozialen und hygienischen Zustände in ihren Sterbehäusern sowie ihrer vermuteten eigentlichen Motivation der Missionierung. Sie hat aber zweifellos viel Gutes geleistet und für sich behauptet, sie habe nie den „großen Weg“ vor Augen gehabt, sondern immer nur den einzelnen leidenden Menschen. Sie sagte, dass man kein perfektes Konzept haben, sondern einfach anfangen muss.

Das ist auch der Ansatz, der eine positiver Veränderung im Bereich Klimaschutz, Artenschutz und Achtsamkeit mit der Welt erzielen würde – anfangen, umdenken, handeln mit Konsequenzen!

© Christine Sollerer-Schnaiter 2021-05-25