von Beederl
Nach getaner Arbeit – und darunter verstehe ich die körperliche – darf man ja auch mal dahinsandeln, Nichtsnutziges tun, Luftgucken. Doch warum versteht man darunter meist die körperliche? Doch wohl nur, weil man von Kindheit an so geprägt ist, weil dass Geistiges auch Arbeit sein kann, war nicht nur außerhalb unserer Vorstellungskraft, sondern schlichtweg auch verpönt und großteils sogar verachtet.
Und so musste ich mir den Zugang zu Schöngeistigem langsam und mühevoll selbst eröffnen, ja, oft gegen mich selber kämpfen, um mich nicht gering zu schätzen. Ich beneide all jene, wo im Elternhaus schon Geistiges, Musisches, Musikalisches, Künstlerisches, Philosophisches selbstverständlich, als notwendig geschätzt und anerkannt war.
Über diesen Zugang bin ich gestern – müde – auf meine ureigenste Website, meine frühen Texte gestoßen, die ich hier nun – entgegen meiner Prämisse “erlebte, autobiografische Psychohygiene” manifestiere. Anspruch an die Texte habe ich keine. Sie drücken immer auch eine Stimmung, ja selbst eine Verarbeitung einer Begebenheit aus und sind oftmals an jeweils eine Person gerichtet. Von Versmaßen oder was man sonst noch wissen sollte, wenn man Buchstaben zu Papier bringt, halte ich mich fern, weil Gelehrte werde ich wohl keine mehr…
Zur Einstimmung bemühe ich einmal Erich Fried:
WOLLEN
Bei dir sein wollen
Mitten aus dem was man tut
weg sein wollen
bei dir verschwunden sein
Nichts als bei dir
näher als Hand an Hand
enger als Mund an Mund
bei dir sein wollen
In dir zärtlich zu dir sein
dich küssen von außen
und dich streicheln von innen
so und so und auch anders
Und dich einatmen wollen
immer nur einatmen wollen
tiefer tiefer
und ohne Ausatmen trinken
Aber zwischendurch Abstand suchen
um dich sehen zu können
aus ein zwei Handbreit Entfernung
und dann dich weiterküssen
And it’s ME:
ich dufte nach dir
ich schmecke nach dir
ich kann mich nicht sattsehen an dir
ich kann mich nicht satthören an dir
ich ….. dir
ich ….. dich
wir ….. du ….. ich
du ….. wir ….. ich
ich ….. du …. wir
ich ….. wir ….. du
wir ….. ich ….. du
du ….. ich ….. wir
ich möchte mich sattfühlen an dir
bald
ich möchte dich sattstreicheln
bald
Worum geht es zwischen ZWEI Menschen, zwischen Mann und Frau, im Leben, im gemeinsamen Leben, im Kennenlernen:
Um ANGEKOMMEN SEIN, um den ANDEREN zu erfassen, zu erkennen –
„er hat mich erkannt“ – im Grunde meines Wesens, meines Seins, meines Menschseins, meines Frauseins
Er hat mir in die Seele geschaut – mich erfasst – er spürt in mein Herz hinein…
Es geht um Mitfühlen – für den Anderen Fühlen
Es geht um „sein eigenes Wollen dem des Anderes anzupassen, sein Ego hintanzustellen“ – wissend, dass dann ein Großes Ganzes entstehen kann, wo man keine Angst mehr haben muss, selber zu kurz zu kommen!!
© Beederl 2022-08-23