von Danielle
Es ist ein warmer Nachmittag im Juli. Ich sitze in der letzten Reihe unseres Klassenzimmers. Nur noch wenige Wochen bis die lang ersehnten Sommerferien endlich beginnen. Der Lehrer verliert sich gerade in einer mathematischen Gleichung, die er mit quietschender Kreide an die Tafel kritzelt. Unleserlich. Aber selbst wenn ich seine Schrift entziffern könnte würde ich dennoch nur Bahnhof verstehen. Mathe war noch nie mein Ding.
Frustriert und gelangweilt blicke ich aus dem Fenster links neben mir auf den Schulhof. Mit leerem Blick verliere ich mich in meinem Tagtraum. Mal wieder…
Das Geräusch der quietschenden Kreide an der Tafel gerät in den Hintergrund. Ich fliehe in meine eigene kleine Welt. In eine Welt, in der ich mich lachen sehe, glücklich und frei bin. Die Bilder vor meinen Augen verschwimmen langsam. Mein Blick droht in den aufsteigenden Tränen zu ertrinken.
Plötzlich trifft mich etwas an meinem rechten Arm und reißt mich aus meinen schweren Gedanken. Ich Blicke vor mich auf den Tisch und sehe einen kleinen, zerknüllten Zettel. Ich blicke mich im Klassenzimmer um. Woher kam der Zettel? Verwirrt entfalte ich die kleine Papierkugel. Auf dem zerknitterten Papier stehen nur drei Worte und ein kleiner Smiley: “Alles wird gut”. Erneut blicke ich mich im Raum um. Neugierig, wer mir diese drei vermeintlich kleinen Worte geschrieben hat, die mich aber genau im richtigen Moment erreicht haben. Mein suchender Blick trifft plötzlich auf ein olivgrünes Augenpaar auf der anderen Seite des Raumes. Der Blick geht tief in mein inneres. Ich muss schlucken. Mein Herz setzt einen kurzen Moment aus. Ein Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus, ohne dass ich es kontrollieren kann. Als es erwidert wird, fängt mein Herz wie wild an zu pochen.
Das grüne Augenpaar gehört zu dem neuen Mitschüler in unserer Klasse. Bisher hatte ich noch nicht die Gelegenheit mit ihm zu sprechen. Ich kann mich auch nicht mehr an seinen Namen erinnern, was meine Verwunderung über seine Worte und den Zettel noch größer werden lässt.
Meine Lippen Formen ein stummes “Danke”. Er lächelt wissend und widmet sich wieder der Gleichung an der Tafel. Ich blicke ihn noch einige Sekunden verwirrt lächelnd an. Dann packe ich den Zettel in meine Hosentasche und lasse meine Hand noch einen kurzen Moment darauf liegen. Mein Herz fühlt sich auf einmal ganz leicht an. Lächelnd widme nun auch ich mich wieder dem Unterricht, nicht ahnend, dass die olivgrünen Augen von der anderen Seite des Klassenzimmers erneut auf mir ruhen.
© Danielle 2022-07-10