Putenhaxe am Steckerl

Christoph Malzer

von Christoph Malzer

Story

Mein Mentor Larry, aus der Zeit meines Auslandssemesters an der Iowa State University in Ames, drei Jahre vorher, lud uns zum Grillen zu sich nach Hause ein und stellte uns auch sein Gästezimmer zur Verfügung. Neben unseren Besuch bei Larry wollten wir außerdem zur Iowa State Fair in der Hauptstadt Iowas, in Des Moines, nur eine halbe Autostunde von Ames entfernt. Das ist die größte Landwirtschaftsmesse in den USA. Die Iowa State Fair ist USA-weit bekannt dafür, dass es dort alles am Stick gibt. Panierte und frittierte Essiggurken am Steckerl, Tiramisu am Steckerl, Putenhaxe am Steckerl, sozusagen, also, am Knochen, und vieles andere mehr. Neben der Kulinarik gab es dort natürlich alle Superlative, die die Landwirtschaft zu bieten hat. Größter Stier, kleinster Stier, größter Kürbis, beste Kochrezepte, größte Traktoren, Mähdrescher mit den größten Gebissen. Ein Mähdrescher in Österreich ist schon recht groß, wenn er sechs oder gar acht Reihen Mais gleichzeitig dreschen kann. Amerikanisch gehen freilich auch zwölf, das ist wirklich gigantisch.

Am Morgen, nach der köstlichen Grillerei bei Larry, brachen wir zur letzten Etappe unserer Reise nach Chicago auf. Nur noch etwa 600km und eine Nacht noch irgendwo am Weg trennten uns von unserem Ziel, wo wir für die letzten Nächte ein Hostel vorgebucht hatten – Chicago. Es war sehr regnerisch an diesem Tag und die Heuschreckenkadaverpanade wurde von unserem Mietwagen schon langsam aufgeweicht und abgespült. Ich hätte es geliebt den Wagen mit dieser Schutzschicht an der Front am Flughafen in Chicago zurückzugeben, aber dieser Spaß blieb mit verwehrt.

Am Weg nach Chicago sahen wir in unserem Autoatlas Riverside. Riverside ist der künftige Geburtsort von Captain James Tiberius Kirk. Da mussten wir natürlich hin und es waren weniger als einhundert Kilometer Umweg. Dort angekommen konnten wir den Geburtsstein (sic!) von Kirk im Hinterhof eines Friseurs bewundern. Tatsächlich gab es im Ortszentrum auch ein Star Trek Historic Center. Das war aber leider geschlossen. Als wir uns vor dem geschlossenen Historic Center berieten, wie wir wohl weiterfahren würden, kam der Betreiber. Irgendjemand rief ihn wohl an und sagte, dass jemand vor der Tür stehe und er kam daraufhin kurzerhand vorbei, um uns zu öffnen, das war echt cool. Auf der Karte, wo Gäste Pinnadeln setzen können, wo sie herkamen, konnten wir die erste Nadel in Europa platzieren! Im Laden gab es jede Menge Souvenirs, sehr cool. Daraufhin fuhren wir weiter Richtung Chicago und haben uns in Davenport entschieden ein Motel zu suchen. Wir haben das billigste aller Motels auf dieser Reise gefunden. Es war zu billig und sehr schimmlig.

In Chicago angekommen waren wir beide froh das Auto von nun an nur mehr von außen sehen zu müssen. Spulten wir doch in 20 Tagen etwa 5.000 km ab. Unser Energielevel war auf 0,0. Aber, wir konnten wieder nicht stillhalten. Es war die intensivste Reise, bis dahin. Ein aufregendes und tolles Abenteuer.

© Christoph Malzer 2023-01-02