Dieses wohlig warme Gefühl, dass sich in meinem Bauch ausbreitete, als du nach meiner Hand griffst, werde ich nie mehr vergessen kleiner Stern. Es fühlte sich ungewohnt an, aber doch schön. Und ich weiß nicht, irgendwie rosa. Es war kein richtig leuchtendes Pink, auch kein strahlendes Rot. Nein, es war einfach ein pastellfarbenes Rosa, was einen weiteren großen Farbklecks in meiner Welt einnahm und mir zeigte, dass ich alles schaffen konnte, wenn ich nur daran glaubte. Oder, wenn du es tatest.
Und nur deinetwegen atmete ich einmal tief durch und trat in das Chaos des Lebens. So chaotisch war es gar nicht mein Schatz. Ich muss lachen. Und ob es das war. Ich stand geradewegs in dem Parkour, der über mein weiteres Leben entscheiden würde. Manche betitelten es auch als Testphase. Naja…wobei, eigentlich nannten es nur die reichen Leute so, deren blödes Spiel ich mitspielen musste. Es überprüfte mich und meinen Körper auf Talente und Fähigkeiten, die über das normal sterbliche Leben hinausgingen und aus irgendeinem Grund, musste gerade ich hier damals aufkreuzen. Du schaffst das…hörte ich deine Stimme in meinem Kopf. Und so machte ich einen Schritt ins Ungewisse.
Ich fiel in die Dunkelheit und landete hart auf steinernen und eiskalten Boden. Die Wände waren vereist und so dick, dass es kein Ausweg gab. Ich begann zu zittern und schaute mich panisch um. An der Decke baumelten neben großen Eiszapfen auch Seile herab, die zum nächsten Level zu führen schienen. Aber dafür musste ich diese erst einmal erreichen. So eine Scheiße aber auch. Es war so kalt hier drinnen, das sich augenblicklich Frost auf meinen Haaren bildete. Meine Augen wurden schwer und ich wollte aufgeben, bevor ich richtig angefangen hatte. Doch dort hörte ich dich wieder: „Wie können Sie so etwas nur tun?! Das ist unmenschlich und kalt!“ Und in eben diesen Moment, beschloss ich, es dir und all den anderen zu zeigen. Ich konnte das schaffen, denn du glaubtest an mich. Also nahm ich Anlauf und sprang…
Das ebenso vereiste Seil glitt mir durch die Finger und ich begann zu fluchen. Meine Haut riss auf und das Blut tropfte auf den nun mit Schnee bedeckten Boden. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und sprang ein weiteres Mal ab. Nicht mit mir! Dieses Mal bekam ich das Seil zu fassen, doch das weißt du bereits…
Aber ich weiß nicht, jetzt wo ich dich hier in meinem Armen halte und meine Tränen auf dich niederregnen, kann ich einfach nicht anders, als dir zu erzählen, was du aus meinem Leben gemacht hast. Ich weiß, dass du überall dabei warst und mich immer beschützt hast, doch nun konnte ich das nicht erwidern. Kann dich nicht retten. Ich hoffe einfach, dass meine Gedanken über dich, über uns, dir zeigen, wie sehr ich dich brauche und dass ich ohne dich nicht leben kann. Ich nahm dem Kerl das scheiß Leben, nachdem er dir das Messer in die Brust gerammt hatte, sah, wie es aus ihm entwich und doch überkam mich keine Genugtuung, denn nun sehe ich das gleiche bei dir. Sehe, wie du von Sekunde zu Sekunde schwächer wirst und das Leben Stück für Stück aus dir entweicht, dein so wundervolles Licht. Es wurde von Tag zu Tag heller und strahlender und nun muss ich mit ansehen, wie du in meinen Armen erlischst.
© Celine-Michelle Kammer 2023-09-29