Security zum Mitnehmen bitte!

Sabrina Liska

von Sabrina Liska

Story

“Und wann ihr woits a gaunz allan, I am from Austria!”, grölte die Menge im Zelt. Das große Oktoberfest bei uns im Dorf ist den Veranstaltern wirklich zugutegekommen, da ungefähr 2000 Menschen vor Ort feierten. Ich ließ es mir nicht nehmen vor meiner bevorstehenden Fuß-OP nochmal ordentlich zu tanzen. Also tanzten mein Freund und ich die ganze Nacht. Seine beiden Brüder vergnügten sich an der Theke und hin und wieder trafen wir uns in der Menge. Eine gute Freundin traf ich auch und ich entdeckte auch die Tochter meines Chefs, die ich nicht mochte, doch der Bierkonsum befreundete uns für diesen Abend. Zu später Stunde suchten meine Freundin und ich die Toiletten, welche sich außerhalb des Zeltes befanden. Doch wie sollte es auch anders sein, als dass ein Besuch auf der Damen Toilette, aufgrund der vielen anstehenden Damen, eine gefühlte Ewigkeit dauerte.

Zurück beim Zelt ließen uns die Securities nicht mehr hinein. Ich versuchte dem kleinen, älteren Security, der vermutlich der Boss war, zu erklären, dass ich nur meinen Freund suche, doch er ließ mich nicht hinein, da er meinte, das Zelt wäre leer. “Ich habe doch nicht 20 Euro dafür bezahlt, dass ich mir jetzt eine Blasenentzündung einfange”, zischte ich den kleinen bärtigen Mann an. Heute nenne ich es “Biermut”, der mich zynisch werden ließ. Er lachte, was mich noch wütender machte. Was ich dann noch sagte, weiß ich nicht mehr, denn während meines kleinen Aufstandes huschte ein großer, gutaussehender Security an mir vorbei, sah zu mir hinunter und sagte mit einem verschmitzten Lächeln: “Mausi, was ist denn los?“ Mausi?! Doch ich würde lügen, wenn ich sage, dass es mir nicht gefallen hatte. Wutentbrannt klärte ich ihn über meine Situation auf, als er zu seinem Boss sagte, dass es in Ordnung sei und er mit mir eine kleine Runde im Zelt geht. Ich hakte mich bei ihm ein, um nicht mit meinen hohen Schuhen hinzufallen.

Gähnende Leere. Ups. Der Boss hatte mich anscheinend doch nicht einfach nur abwimmeln wollen. Das war mir peinlich, was ich dem schönen Mann auch zu erklären versuchte. Er lächelte und fragte mich nach meinem Namen. “Sabrina … aber du brauchst gar nicht daran denken, denn ich bin vergeben!” “Okay Sabrina, ich wünsche dir noch einen schönen Abend.” Er drehte sich um und ging, so wie auch ich, doch ich konnte es nicht auf mir sitzen lassen, dass er sich einfach so damit zufriedengab. Abrupt drehte ich mich um und erkannte, dass er mir nachgesehen hatte, da er mit dem Gesicht mir zugewandt dastand. Da war es wieder – dieses verschmitzte Lächeln. Versuchend ein Lächeln zu unterdrücken kam ich auf ihn zu: “Was ist denn?” “Nichts“, er zuckte mit den Schultern und ich beschloss dieses Katz-und-Maus-Spiel zu beenden: “Also gut, mein Facebook Account.“ Gesagt, getan. Wir verabschiedeten uns und in diesem Moment wusste ich, dass ich mich sofort von meinem Freund trennen musste.

Seit mehr als 3 Jahren wache ich nun täglich neben dem heißen Security auf, der sich mir 2017 in “Biermut” erbarmte.

© Sabrina Liska 2020-11-28