Sie ist meine Droge

Flora_Engler

von Flora_Engler

Story

Ich bin abhängig. Sie ist meine Droge und ich kann nicht genug von ihr bekommen. 

Wie sollte ich mein Leben ohne sie leben? Ich würde es nicht schaffen. Könnte nicht jeden Morgen aufwachen, ohne ihre blonden Locken neben mir zu sehen. Könnte nicht einschlafen, ohne sie in meinen Armen zu halten. Könnte keinen Tag überstehen, ohne ihre Lippen auf meinen zu spüren.

Dafür gibt es nur eine Lösung. Sie muss für immer bei mir bleiben. Sie muss mich genauso lieben, wie ich sie liebe. Dasselbe spüren. Das ist doch ganz einfach. Oder nicht? Sie wird es auch wollen. Schließlich ist sie doch genauso glücklich, wie ich es bin. Wir zwei sind das glücklichste Paar der Welt. Gestern Abend noch, hatte sie mir unter Tränen erzählt, wie sehr sie es genießt jeden Tag bei mir zu sein. Dass es ihr so schwerfalle, mich für den heutigen Tag alleine lassen zu müssen. Dass, sie ihren Termin am liebsten Absagen würde. Aber sie hatte keine Wahl. Sie musste diesen Termin wahrnehmen. Es ging immerhin um unser Kind. Die Untersuchung war wichtig für ihre Gesundheit. Weil ich ihr diesen Schmerz meiner Abwesenheit jedoch nicht antun wollte, habe ich sie höchstpersönlich zum Arzt gefahren. Und hier sitze ich nun. Im Wartezimmer, während meine Frau bei ihrer Untersuchung sitzt. Ich sollte bei ihr sein. Sollte ihre Hand halten. Ihr noch mehr zeigen, wie sehr ich sie liebe. Doch sie ließen mich nicht mit rein.

Die Uhr zeigt mir, dass bereits eine dreiviertel Stunde vergangen ist. So lange kann sie doch nicht wirklich brauchen? Was ist da bloß los?

Wütend stürme ich aus dem Wartezimmer an die Rezeption. »Wo ist meine Frau? Geht es ihr gut? Was macht sie so lange da drin?« Ich halte das keine Sekunde länger aus. Sie soll endlich rauskommen. Ich will sie küssen. Will sie lieben. Will ihre Anwesenheit spüren.

»Herr Beck, bitte beruhigen Sie sich und warten hier noch ein paar Minuten. Ihre Frau wird sofort zu Ihnen kommen«, erklärte die Arzthelferin mit ruhiger Stimme.

Ich kann mich nicht länger zurückhalten und will das Sprechzimmer stürmen, da kommen zwei kräftige Polizisten in die Praxis gerannt. Einer der beiden löst die Handschellen von seinem Gürtel und packt meine Hände.

»Herr Beck, ich verhafte Sie hiermit wegen der Entführung an Lisa Kolman und ihrem ungeborenen Kind. Sie haben das Recht zu schweigen.«

© Flora_Engler 2023-05-26

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Herausfordernd, Emotional
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