von Wolfgang Lugmayr
… Vor Beginn der Touristensaison!
Für solch einen Spaziergang brauchst du vor allem zwei Dinge: Zeit und einen kleinen Wortschatz der griechischen Sprache (idealerweise 50 Worte – merke dir bitte die Zahl). Warum das so ist? Lass mich erzählen. Ich verlasse das Appartement, das ich gemietet habe, wenn ich hier bin. Meine Nachbarin, eine bezaubernde, ältere Griechin, die etwas Deutsch spricht, möchte plaudern. Sie schenkt mir – wie beinahe täglich – Zitronen oder Orangen … Efcharisto und Parakalo.
Etwas später geht es dann tatsächlich los. Ich bewege mich Richtung Meer, möchte mich mit meinem Notebook (aus Papier) an den Strand setzen, eine Geschichte schreiben (was ich noch nicht weiß: Es wird diese). Nach wenigen Schritten höre ich ein Hupen, ein Auto bleibt stehen, das Seitenfenster wird heruntergelassen, natürlich mitten auf der Strasse: Kali Mera File Mou – Ti Kanis? Kala Kala… mein Freund Nikos hält an, der Abend gestern in der einzigen offenen Taverne weit und breit war doch länger und wir tauschen uns kurz aus. Er fährt weiter, muss in die Arbeit, nichts mit Siga Siga.
Ich spaziere weiter, komme tatsächlich bis zum Strand uns setze mich auf eine Bank, zücke meinen Schreibstift. Doch schon spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Ein alter Grieche, den ich vom Sehen kenne, setzt sich zu mir und beginnt mit in gebrochenem Englisch von seinem Bruder in New York zu erzählen … spannende Geschichte, für ein ander´ Mal. Er möchte einfach etwas loswerden, lacht mich schließlich ziemlich zahnlos an und geht seiner Wege. Ich wünsche ihm: „Efchomai … Ygeia!“ … und atme durch, ich liebe das sehr … einer der Gründe, warum ich so gerne hier bin.
Ich blicke auf´s Meer, lausche den Wellen, denke an „daheim“ und an STS („Irgendwann … bald!). Einige Zeit später (Uhr habe ich nicht mit … nur Schlapfen und eine Sonnenbrille – Hommage an Rainhard Fendrich), schlendere ich weiter, winke einigen Menschen zu – rufe: Kalimera!“ oder sie mir, ob vom Motorroller aus oder aus den Geschäften, die sich langsam auf die Saison vorbereiten.
Ich gehe am Dorfwirten vorbei, die ebenfalls an seiner Taverne herumwerkt und ich höre: „Maranio, komm herein. Trink einen Ouzo mit mir!“. Wir quatschen, „what else“, tauschen Erinnerungen aus und Hoffnungen für die Zukunft. Ich lade ihn zu mir ein und wanke weiter. Ja, offensichtlich habe ich einen „Leichten sitzen“. Ein Hund begleitet mich, einer der vielen Streuner hier, auch wir kennen uns schon. „Wuff“ heißt auf Griechisch übrigens „Gouf“. Plötzlich spüren wir einen Lufthauch, „Wuff“ springt in den nahen Olivenhain, ich bin geschockt. Ein Mietauto hätte mich beinahe gestreift, als es einem der vielen Schlaglöcher ausgewichen ist. Ja, die Touristen sind da. „Malaka“ rufe ich, das Wort Nr. 51.
Übrigens auch ich habe – seit ich viel Zeit hier verbringe – in meinem Kühlschrank immer Mamos, Ouzo und Oliven lagernd, dazu Kaffee und Pistazien. Wenn du in der Gegend bist (und ich auch): komm vorbei, das ist hier so!
© Wolfgang Lugmayr 2025-03-31