Storytellerin 💫

Aime

von Aime

Story

Meine Geschwister und ich erzählten uns täglich ALLES was wir so erlebten bis zu jenem Tag … Da begann ich wegzulassen, was nicht gut für die kleinen Ohren gewesen wäre. Für meine Geschwister wurde ich geheimnisvoller, noch interessanter. Ich träumte mich in eine schöne Welt, in der ich beschützt und geliebt war. War selbst noch Kind, aber fühlte mich erwachsen. Ich träumte vom Erwachsensein, wo alles erlaubt sei. So dachte ich. Es gäbe keine Zwänge, keine Ängste …Beliebt war ich ganz stark bei allen Geschwistern. Da öffnete sich mein Herz & Mund. Wir hatten keinen Fernseher. Aber wir hatten einen ganzen Telefonanschluss. Nicht wie andere, die zwar ein TV Gerät hatten, aber bloß einen Halben-/ Viertelanschluss. Ende der 70er bekamen meine Eltern ein TV Gerät geschenkt. Wo alle Nachbarn schon längst Farbfernsehen mit einigen Programmen hatten, war es bei uns schwarz-weiß und nur ein Sender, der wenig bis keine Filme brachte. Tagsüber mussten wir raus, auch bei Regen. Wir liebten es barfuß in den Pfützen zu tanzen. Vor unserer Wohnung war eine Riesenbaustelle für Neubauten. Doch dahinter gab es viel Wildnis und Jugendbanden. Wir Kinder hatten zwar Angst, aber es war live.Unsere Eltern, jung, arm und überarbeitet – oft zu müde um alle Kinder durchzuzählen, phasenweise kein eigenes Bett – zu 4. in einem war schön und machte Riesenspaß. Wir älteren noch unterwegs, das fiel nicht auf. Es war immer alles improvisiert. Für uns war es normal. Außenstehenden stand der Mund weit offen. Viele schätzten die Magie unserer „Höhle“ und kamen immer wieder. Manche Eltern wunderten sich, was denn da so faszinierend sei bei denen mit den vielen Kindern. Es war die Ära der 1Kind Politik. Vor allem in der Stadt, ohne Balkon mit Beton vor der Haustür. Wir hatten auch kein Auto. Alle anderen schon. Es war die Zeit wo die Menschen wohlhabend waren. Unsere Verwandten auch. Sogar sehr!Ich beschrieb meine Mama in der Schule als gut gekleidet, schön & schlank. Dafür wurde ich als Lügnerin bezeichnet. Ich verstand die Welt nicht mehr und kämpfte für Mama – sie war unsere Königin.Als ältere Schwester von 8 kleineren Geschwistern habe ich fast täglich – oft stundenlang – Geschichten erzählt. In Form von einem Puppenspiel. Mit selbstgebastelten Stoffpuppen mit verschiedener Puppenkleidung (alles selbstgenäht) präsentierte ich diese Geschichten, in von mir gebastelter Siedlung (mit Häusern und Natur) – angelehnt an mein junges, aber schon sehr abenteuerliches Leben (was ich Mitansehen musste oder selbst erlebte). Meine Zuschauer waren immer so fasziniert und im Bann meines Erzählens. Sodass wir alle das Rufen unserer Mutter zum Essen – oft auch eine Stunde oder länger – ignorierten. Erst, als der Hunger so GROSS wurde, dass der Magen laut knurrte, lösten diese kleinen Süßen sich von meinen Lippen, liefen ins Esszimmer – wir futterten schnell, um weiterzuspielen. Verlangt wurde von mir ein heiliges Versprechen nach dem Essen damit fortzufahren ❣️Teil 1💫

© Aime 2021-08-09

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