von Petronella
Wir stehen vor dem „Jack the Ripper Haus“ im Wiener Prater. Es sollte eigentlich ein lustiger Abend mit meinen Arbeitskollegen werden und ich bin für allerlei Hochschaubahnen und GoKart Wettrennen zu begeistern, aber Gruselhäuser gehören nicht dazu. Da wir aber ohnehin als Gruppe gemeinsam durch das Haus gehen, lasse ich mich überreden.
Es ist nicht so furchterregend wie gedacht, denn es werden lediglich unterschiedliche Horrorszenen hinter Schaufenstern dargestellt. Mehr erschrecken mich meine Kollegen, die vorausrennen, um dann hinter einer Ecke hervorzuspringen.
Wir blödeln herum, die Burschen rennen wieder voraus, als ich plötzlich ganz alleine bin. „Es werden sich alle irgendwo versteckt haben“, versuche ich mich zu beruhigen. Flotten Schrittes hetze ich ihnen hinterher. Die Schaufenster links und rechts ignoriere ich mittlerweile, denn mein Fokus liegt darauf, meine Kollegen einzuholen.
Plötzlich steht ein fremder Mann vor mir. Er schaut grimmig drein und meint nur kurz und knapp: „In den Lift“. Ich steige in den Lift ein. Dieser setzt sich Bewegung und beginnt kurze Zeit später zu ruckeln, stoppt und fährt dann langsamer weiter nach unten. Das Licht beginnt zu flackern und fällt dann komplett aus. Leichte Panik steigt in mir hoch. Verdammt, worauf hab ich mich hier eingelassen?
Als sich die Lifttüre öffnet, befinde ich mich in einem komplett dunklen Raum. Nichts ist zu sehen. Ich betrete den Raum und sehe weiter hinten einen Lichtkegel. Ich folge diesem und finde ein nachgestelltes Klassenzimmer, in dem der Lehrer erhängt von der Decke baumelt. Weiter nichts. Ich kann nicht weiter, denn der Raum endet hier.
Also wieder retour in den leeren, stockdunklen Raum. Ich bin nervös, ob und wie ich hier wieder rauskomme. Ich beginne, die Wände abzutasten, als aus dem Nichts plötzlich eine Stimme zu hören ist: „Hallo, hier ist Jack the Ripper“.
Jetzt habe ich wirklich Angst und beginne hektisch gegen die Wand zu klopfen, um irgendwo einen Ausweg zu finden. Noch nie war ich so angsterfüllt. Ich schreie, dass ich hier raus will und zwar sofort.
Irgendwann bekomme ich an der Wand eine Türklinke zu fassen. Ich versuche mich darauf vorzubereiten, dass es dahinter nicht minder gruselig wird. Ich atme tief durch und öffne die Türe. Dahinter verbirgt sich das Technikzimmer mit den Überwachungskameras. Die Burschen schauen mich an und biegen sich vor Lachen.
Ich gebe Ihnen zu verstehen, dass ich nicht mehr so entspannt bin und so schnell wie möglich raus aus diesem Haus möchte. Sie deuten auf die gegenüberliegende Türe und ich stehe wieder in einem dunklen Gang. Sie erklären mir, dass ich nur mehr rechts um die Ecke muss, um zum Ausgang zu kommen. Tatsächlich war ich noch nie so froh, wieder unter Menschen zu kommen.
Ich habe mein Trauma mittlerweile überwunden, indem ich in Begleitung noch einmal durch dieses Horrorhaus gegangen bin. Nun kenne ich auch den regulären Weg für Menschen, die nicht alleine im Haus unterwegs sind.
© Petronella 2020-03-03