Es war einer dieser seltenen magischen Momente: Ich saß am Schreibtisch, der Kaffee war noch warm, die Playlist spielte sanft im Hintergrund, und ich war im Flow. Wörter flossen, Dialoge sprangen förmlich aufs Papier, und meine Hauptfigur entwickelte gerade ein überraschend tragisches Innenleben.
Ich war stolz. Vielleicht zu stolz.
Denn genau in dem Moment, als ich gerade einen besonders genialen Absatz getippt hatte – einer dieser Sätze, bei denen man sich selbst fragt: Habe ich das wirklich geschrieben? – machte es »Pling.« Dann »Fzzzz …« Und dann: Schwarz.
Mein Laptop war tot.
»NEIN!«, schrie ich, als hätte mir jemand die kreative Ader durchtrennt. Ich drückte alle Knöpfe. Nichts. Bildschirm dunkel wie meine Stimmung.
»Ernest«, japste ich und starrte den Kaktus an, »bitte sag mir, das war nur ein Stromsparmodus!«
Er sah mich stumm an. Klar. In Krisenzeiten war auf ihn auch kein Verlass.
Ich stöpselte das Netzteil ein, wackelte, fluchte, googelte panisch auf dem Handy »Laptop plötzlich aus – Hilfe – Daten retten – Notfall«. Ergebnis: Es kommt drauf an.
Max war da auch keine große Hilfe. »Du hast doch sicher regelmäßig gesichert, oder?«
Ich schwieg.
»… oder?«
»Ich speichere emotional«, sagte ich.
»Was heißt das?«
»Wenn ich mich gut fühle, drücke ich auf Speichern. Und heute … war ich im Flow.«
Max atmete tief durch. »Ich bringe mein altes Notebook vorbei. Schreib notfalls auf Papier. Du bist Schriftsteller, kein Klicksteller.«
Fünfzehn Minuten später saß ich vor einem Notebook, das vermutlich Baujahr Mittelalter war, während ich nebenbei versuchte, meine letzten Gedankengänge auf Papier zu rekonstruieren. Nur leider erinnerte ich mich an nichts. Kein genialer Satz. Kein brillanter Gedanke. Nur ein vages Gefühl von: Es war gut. Sehr gut.
Ich kritzelte ein paar Stichpunkte aufs Papier. Dann noch ein paar. Und dann … kam wieder etwas in Gang. Kein Flow, aber ein zögerliches Tropfen. Worte. Ideen. Und – ganz langsam – ein neuer Anfang.
Am Abend brachte ich den Laptop zum Reparaturservice. Der Techniker warf einen Blick drauf, nickte und sagte trocken: »Festplatte ist okay. Netzteil kaputt.«
Ich lachte. Zu lange. Zu laut. Wahrscheinlich hielt er mich für seltsam. Vielleicht hatte er recht.
Als ich zu Hause ankam, sah ich Ernest an. »Ich glaub, ich brauch doch ein Notizbuch. Und eine Cloud. Und weniger Drama.«
Er schwieg. Mal wieder.
© Kreative-Schreibwelt 2025-07-23