Ich saß wieder im Café, eine Woche nach dem Schreibwettbewerb-Fiasko. Meine Geschichte – oder das, was davon übrig war – hatte es tatsächlich in die engere Auswahl geschafft. Heute sollte die Jury die Gewinner verkünden. Mein Laptop war aufgeklappt, aber ich starrte nur auf die Mail-Inbox, während mein Kaffee kalt wurde. »Das wird nichts«, murmelte ich. »Das Ende war Müll.«
Max schlenderte herein, eine Zeitung unter dem Arm. »Na, Bestseller-Autor? Schon eine Dankesrede vorbereitet?«
»Hör auf«, sagte ich. »Ich hab keine Chance. Weißt du noch? ›Es war alles ein Traum.‹ Wer nimmt so was ernst?«
Max grinste. »Vielleicht finden sie es modern. Oder sie hatten Mitleid.«
»Sehr witzig«, brummte ich und aktualisierte meine Mails zum zehnten Mal. Plötzlich ploppte eine Nachricht auf: Betreff: Schreibwettbewerb – Ergebnisse. Mein Herz schlug schneller.
»Mach schon auf«, drängte Max und setzte sich mir gegenüber. Ich klickte auf die Mail.
»Herzlichen Glückwunsch«, las ich laut vor. »Ihre Geschichte ›Kaffee und Chaos‹ hat den dritten Platz belegt!« Ich starrte auf den Bildschirm. »Dritter Platz? Ich hab’s geschafft?«
Max klatschte auf den Tisch. »Siehst du! Ich habe dir gesagt, du kürzt dich zum Ruhm!«
»Aber das Ende«, wandte ich ein. »Das war doch schrecklich.«
»Offenbar nicht schrecklich genug«, sagte Max. »Was steht noch drin?«
Ich scrollte weiter. »Die Preisverleihung ist nächste Woche. Und … oh nein. Ich muss meine Geschichte vorlesen. Vor Publikum!« Panik kroch in mir hoch. »Max, ich kann das nicht. Die Leute werden mich auslachen. Ich habe den Schluss ruiniert!«
»Ach, Quatsch«, meinte Max. »Du gehst da hin, liest das Ding mit Stolz und danach trinken wir auf deinen Erfolg. Ich helf’ dir sogar beim Üben.«
»Üben?«, fragte ich skeptisch.
»Ja. Los, lies mir die Geschichte vor. Jetzt.«
Ich seufzte, öffnete das Dokument und begann zu lesen. Die ersten Sätze klangen gar nicht schlecht – die Beschreibung des Cafés, meine Hoffnungen, der Stress. Aber als ich zum gekürzten Ende kam, stolperte ich. »Und dann … wachte er auf. Es war alles ein Traum.« Ich verzog das Gesicht. »Das ist so lahm.«
Max lehnte sich zurück. »Hm. Vielleicht kannst du’s live retten. Sag einfach hinterher: ›Und das, Leute, ist, warum man die Bedingungen lesen sollte.‹ Selbstironie kommt immer gut an.«
© Kreative-Schreibwelt 2025-04-30