…und die Schmetterlinge fliegen

Es ist anders. Ich folge dieser wortlosen Regung in mir, die sich unverhohlen in den Tag hinausdrängt. Die Arbeitsschuhe bleiben stehen. Sie warten geduldig und immer bereit. Inzwischen lasse ich mich nieder. Es ist irgendein Platz in meinem Garten. Als ob mich ein neuer Blick leise fasziniert. Vom Apfelbaum herunter kitzeln die Knospen und Blüten meinen Geist. Unverzüglich lächelt es aus mir zurück. Hast mich berührt und schon ist es geschehen. Hier will ich sein. Will mich entführen lassen.

In Schattenästen über die Wiese hin zeichnen die Bäume ihr Wesen. Schattengebilde, die die Sonne auf den Boden wirft. Sie locken mich unerklärlich in ihrer Art. Der Baum steht still und blinzelt fröhlich aus den sonnenfrischen Zwischenräumen. Das ist die Zeit des Kindes, das direkt aus der Freude kommt. Es staunt, es spielt aus den Momenten, ganz Teil des Spiels. Ein Zauberreich ringsum. Innen, außen grenzenlos und ungetrennt. Die anderen Stimmen finden es banal, naiv sei dieses Spielen, fast peinlich sinnlos? Bringt nichts in ihrer Realität. Doch die Löwenzahnköpfe da vorne sagen eine andere Wahrheit. Sie singen sie in ihrem saftiggelben Lied. Der Klang, den die Stimmen nicht hören. Das Kind es spricht die Sprache. Die Schönheit braucht es nicht zu lernen. Es lebt sie so wie es ist und hat noch nichts vergessen. Im Grunde ist es unbezwingbar und immer da. Klopft stetig an mein Herz. Wie tanzen wohl die Arbeitsschuhe zu dieser Melodie? Ich halte inne für einen Augenblick oder zwei, um es ganz zu fühlen und zu wissen. Da sehe ich die Nachbarin. Sie winkt aufgeweckt vom Zaun herüber. Ich wünsche ihr einen wunderschönen Tag. Was für ein kostbarer Moment. Ein zartseidiges Blütenblatt landet auf meiner nackten Haut. Ich halte es in der Hand. Wenn ich mich weiter fallen lasse, ist es wie ein Tor. Mein Herz klopft ruhig und weit. Viel weiter als mein Körper ist. Es begegnet mir im Gänseblümchen, haufenweise angestrahlt. Im Giersch dort auf dem kleinen Hügel, von wo er sich mir entgegenstreckt, wenn ich ihn lasse. Im Gesang der Vögel ist es auch. Auch in dir Schmetterling, kommst wie aus meinem Bauch geflogen. Wenn ich in die Weite blicke, kommt es mir vom Horizont entgegen. Überall schlägt mein Herz im großen Herzen wie die Antwort auf eine stumme Frage. Das Kind wie die Unschuld der großen Freiheit. In mir, in dir, so ist es eigentlich? Die reine Leidenschaft des Lebens ist dieser Frühlingstag. Ich nehme sein Angebot an und sitze hier und schreibe es. Und du alte Eberesche, gerade noch waren deine Früchte rot gemalt. Du hast sie mir herübergereicht in den Raum. Kühl gewölkt und grau verhangen war der Himmel damals. Komm mit mir die neuen Wege. Ja diese, die der Freude dienen. Da ist die Wahrheit drin, hast du gesagt.

Ich höre, auf dem freien Feld gegenüber hebt ein Bagger die Erde aus. Junge Menschen bauen dort ihr neues Zuhause. Unbemerkt lächle ich ihnen zu. Und meine Arbeitsschuhe werden ungeduldig. Sie wollen gehen wie die Schmetterlinge fliegen.