UNVERBINDLICH UND OBERFLÄCHLICH (3/3)

Verbindlichkeit ist also unsexy. Das finde ich spätestens dann scheiße, wenn ich selbst auf unverbindliche Art und Weise betroffen bin. Sei es eine Partyzusage oder das obligatorische „Lass mal was machen“. Gefühlt werden alle Optionen so offen wie möglich gelassen, damit im letzten Moment die Entscheidung für die coolste Sache gefällt werden kann. Zudem entsteht immer der innere Druck sich für die beste Option entscheiden zu müssen, was die ganze Sache nicht einfacher macht.

Auch mit dem Nachrichtenverkehr verhielt es sich früher anders. Ich liebte es mich (zu Facebooks populärsten Zeiten) mit meinen Freunden virtuell zu verabreden und am Abend zu chatten. Wir schrieben uns die Finger wund oder eben so lange, bis wir schlafen gehen mussten. Die Konversation wurde vorerst beendet, sodass am nächsten Tag eine neue starten konnte. Und heute? Es ist eine teils ätzende never ending story. Mein Smartphone, und so auch meine Chats, sind immer dabei. Ich vermisse die Zeit, in der ich nicht unzählige Nachrichtenverläufe in 15 Chats aus fünf Plattformen verfolgte, sondern einfach telefonierte. Selbst dieser schöne Zeitvertreib ist untergegangen. Ein Anruf konfrontiert, eine unverbindliche Nachricht kann jeder schreiben.

Welchen Schluss ziehe ich also aus der Sache?

Oh man… Ich glaube, wie oberflächlich und unverbindlich meine Generation tatsächlich ist, wird sich in den kommenden Jahren noch deutlicher zeigen. Dennoch habe ich das Gefühl, dass einige Altersgenossen mein Gefühl teilen. Ich für meinen Teil will dem Ganzen entgegenwirken. Ich will endlich wieder Menschen kennen lernen – face to face. Und mit ihnen telefonieren, statt ewig hin und her zu texten. Ich will jeder Party zu- oder absagen und nicht drauf warten, bis nur noch eine Möglichkeit übrigbleibt. Denn das wäre keine Entscheidung, die ich selbst getroffen habe. Was will ich also sein? Selbstbestimmt und offen. Wie gut das klappt, wird sich zeigen.