Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft

Katinca

von Katinca

Story

All das, all das, was ich glaubte, jemals zu brauchen, um wirklich glücklich zu sein, bringt mich zum Verzweifeln, das mir meine Freude nimmt. Jeden Tag nimmt es meinem Lächeln die Mimik, meiner Freude das Gefühl, und meinem Lebenswunsch schenkt es den innerlichen Tod. Ja, tot bin ich! In irgendeinem Moment – zwischen dem damaligen Schmerz und der heutigen Liebe bin ich zu Grunde gegangen. Ich hab mich dort verloren, wo mich nur die Vergangenheit auffangen könnte, wo die Zukunft nie einen Platz finden wird, wo ein Mensch nie wieder verweilen kann, außer seine Gedanken lassen es zu. Ich fühle mich wie Fjodor Dostojewski – verwundet von meiner ersten Liebe, geliebt von meiner Zweiten, und gehasst von mir selbst, weil mein Herz zwei Dinge gleichzeitig liebt: die Vergangenheit und die Zukunft. Ich lebe in einem Traum, der auf alten Wunden basiert und somit meinen tiefsten Wünschen noch mehr Drang verleiht. So viel Drang, der mich nicht in der Gegenwart leben lässt, weil ich immer mehr will. Immer mehr hoffe, dass der nächste Tag meinen sehnlichsten Wunsch erfüllen lässt, obwohl dieser Tag tatsächlich schon in Erfüllung gegangen ist, aber die Ungewissheit, ob es wirklich das ist, was ich mir immer wünschte, weil es sich nicht so anfühlt, wie es das damals tat, macht es mir so schwer. Kein Wunder, weshalb ich mich nun in keiner Zeit mehr glücklich fühlen könnte. In meiner Gegenwart halte ich an die wenigen schönen Momente der Vergangenheit fest, die mich tröstenderweise für ein paar Momente mit tiefster Liebe erfüllten. Daraufhin folgt die bittere Enttäuschung, die mich immer mit Kummer erfüllen wird, wenn ich an Liebe denke. Und wenn ich traurig bin, vermisse ich diese Momente umso mehr. Wie sehr ich mir dann immer wünsche, in der Vergangenheit zu leben, zu der kurzen Zeit, in der es nur die schönen Gefühle gab. Doch auch dies ist nicht mehr möglich, weil ich zu viel Schmerz der Gegenwart in mir trage. Es wird nie wieder am damaligen Wendepunkt so weitergehen, wie ich es mir erträumte. Und das schmerzt zutiefst. Irgendwo in meinem Körper schlafen wunde Punkte, die ich wie der größte Vollidiot kneife, damit es mich nochmals schmerzt, obwohl mich dieses Gefühl zerstört. Und die Zukunft? Wie könnte ich jemals in ihr Leben, wenn mich die Ungewissheit, wie sie einmal aussehen wird, zerbricht. Wie könnte sie jemals gut werden, wenn ihr Fundament aus Angst, Trauer und Wut der Enttäuschung besteht? Doch weshalb ich meine Zukunft noch ansatzweise lieben kann, ist, weil ich noch ein kleines Fünkchen Hoffnung besitze, dass sich meine Tränen mit dem Schutt zum stärksten Fundament verbinden, das aus seiner Stärke meine Stärke aufbauen/formen wird. Jede meiner Sätze bilden sich mit dem darauffolgenden Satz zu Antithesen. Antithesen, mit Metaphern fürs Leben – eigentlich. Doch in echt weiß ich selbst nicht, wie das Leben sein soll. Wessen Ratschläge es mit Vertrauen aufnehmen kann, und welche es ohne schlechten Gewissens ablehnen darf. Ich weiß selbst nicht, wie ich mein Leben wieder mit meiner Persönlichkeit charakterisieren kann. Ich weiß es nicht! Denn jeder Moment, der mich mit neuen, für mich interessanten, Eindrücken beglückt, hebt neue Möglichkeiten, Perspektiven und Träume hervor, doch all das mache ich mir selbst wieder kaputt. Weil auch das wieder Antithesen sind. Heute will ich das, morgen träume ich schon wieder von einer ganz anderen Zukunft.

© Katinca 2025-01-03

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Emotional, Hoffnungsvoll