von Lewira H
Auf einem Hügel in einem Schloss mit Türmen und Erkern, waren die einflussreichsten Geschäftsleute in einem großen Saal versammelt. Die Fliesen waren aus Marmor, an einer Seite der Wand war ein Aquarium. LED-Leuchten tauchten den Raum in ein warmes gelbliches Licht.
„Wo ist denn dein Bruder?“, fragte Frederike.
„Er ist beim Militär und mit dafür zuständig die Gräfin vom Fluss aus hier her zu eskortieren“, sagte Ina.
„Was für eine große Aufgabe“. Christa klang beeindruckt. Es war kein Geheimnis, das sie sich in Inas älteren Bruder verguckt hatte.
„Du kannst ihm das gerne selbst sagen“.
Christa, die sich bisher nicht getraut hatte, Milan ihre Gefühle zu gestehen schaute peinlich berührt weg. „Schaut mal, da kommen die Akrobaten“, lenkte sie vom Thema ab. Frederike raffte ihren langen Rock mit blau-weißen Blumen, zu dem sie eine weiße Bluse trug und schaute über Christas Schulter hinweg. Ina folgte ihrem Blick. Jongleure, Feuerspucker und eine Seiltänzerin bauten auf einer großen Bühne alles auf, um die Gesellschaft bis zur Ankunft der Gräfin bei Laune zu halten.
Pünktlich um 17:30 ertönte ein Gong und die Akrobaten begannen abzuräumen. Aus dem Boden wurde ein Podium, auf dem ein Glasbehälter stand herausgefahren und zwei Sessel. In einem würde der Bürgermeister platz nehmen und in dem anderen die Gräfin. So war es jedes Jahr, wenn am hellsten Tag des Jahres die Gräfin als Abgesandte des Königs anreiste. Sie unterstütze Auserwählte mit Geld und die Bevölkerung zahlte es ihr in Form von Geld wieder zurück. Inas Blick glitt zu dem Glas. Jeder der die Schule abgeschlossen hatte, hatte die Erlaubnis bekommen seinen Namen dort hineinzuwerfen. Zehn Zettel würden gezogen werden und diejenigen deren Namen dort standen würden ihren Herzenswunsch erfüllt bekommen. Es war egal, ob es sich dabei um einen Ausbildungs- oder Studienplatz, Arbeitsmaterial oder eine Beförderung handelte. Was auch immer gebraucht, oder begehrt wurde, bekam diese Person von der Gräfin und vom König. Frederike war letztes Jahr unter den Glücklichen gewesen.
Es war 17:55 und noch immer war die Gräfin nicht erschienen. Der Bürgermeister hatte bereits seinen Platz eingenommen und fummelte nervös an seiner Krawatte herum.
Schüsse erklangen von draußen und Stimmen wurden laut. Ein atemloser Mann in Uniform riss die Tür auf. „Angriff! Wir werden angegriffen und müssen die Stadt verlassen“. Stimmen wurden laut, manche grinsten dümmlich da ihnen die Vorstellung absurd erschien. Auch in Inas Kopf war ein Angriff unmöglich. Crown-City war von einer Mauer aus Stahl umgeben, die sich bei Nacht über den Himmel wölbte. Nichts und niemand konnte dort hindurch.
„Seht mal da ist Gräfin Tolgan“, rief jemand erleichterte.
„Sie wird uns sagen können was geschehen ist“.
© Lewira H 2023-08-29