…verleiht Flüüügel!

Story

Wer kennt ihn nicht, den genialen Werbeslogan, mit dem Red Bull die Welt eroberte und der in zig Sprachen übersetzt wurde? Da hat wohl nur „Stille Nacht“ die Nase vorn. „Red Bull gives you wiiings“ heißt er auf Englisch, „Red Bull donne des aiiiles“ auf Französisch und „Red Bull vám dává kříiiidla“ auf Tschechisch. Immer mit lang gezogenem Vokal. (Keine Panik: Für die restlichen Übersetzungen reichen meine Sprachkenntnisse nicht aus. )

Eingefallen ist der Spruch Johannes Kastner, dem Chef einer höchst erfolgreichen Werbeagentur in Frankfurt. Er hat u.a. der lila Milka-Kuh zum Leben verholfen. Den ehemaligen, aus Osttirol stammenden Studienkollegen von Red Bull-Erfinder Dietrich Mateschitz traf, so geht die Mär, um drei Uhr in der Früh der Milliarden bringende Geistesblitz, von dem auch der Didi endlich überzeugt war. Zurecht, wie sich schnell herausstellen sollte.

Eigentlich wollte der gebürtige Steirer Mateschitz die Firma in Wiesbaden, seinem damaligen Wohnsitz, gründen, entschied sich aber dann doch, dies in seiner Heimat Österreich tun. Er erhoffte sich hier weniger Startschwierigkeiten.

Mateschitz und Kastner vermarkteten den neuen Energydrink mit unkonventionellen Methoden und großem persönlichen finanziellen Risiko. Die beiden Autofreaks konzipierten einen Mini Cooper mit eingebautem Kühlschrank und einer überdimensionalen Red Bull-Dose auf dem Heck. Dann schickten sie eine ganze Flotte flott gestylter silbergrauer Minis in die heimischen Strandbäder und verschenkten an die Badegäste eisgekühlte Kostproben – ein Werbegag, der einschlug wie eine Wasserbombe.

Dann wurde die Fernsehwerbung in Angriff genommen. Horst Sambo , der Artdirektor von Kastner & Partner, schuf witzige, kleine, mitunter frivole Cartoons, die für den arabischen Raum entschärft werden mussten. Er ,erfand eine unverwechselbare Zeichensprache, die auf der ganzen Welt verstanden wurde. Jeder Spot hat eine Pointe, die mit dem Slogan „Red Bull verleiht Flüüügel!“ ihre Auflösung findet.

Man bediente sich ungeniert bekannter Persönlichkeiten und literarischen Figuren – von Napoleon bis Rapunzel. Für den ersten Clip musste Leonardo da Vinci herhalten. Quasi Universalgenies unter sich. Dieser Werbelinie ist man bis heute treu geblieben. Die Cartoons werden in einem Animationsfilm-Studio in Ungarn produziert. Bei den Zeichnungen ist nun Birgit Fehlhaber federführend.

2018 fanden unter dem Titel „30 Jahre Cartoons von Red Bull“ Ausstellungen Im Karikaturmuseumn in Krems und im Hangar 7 In Salzburg statt.

Das gibt‘s nur in den USA! Ein Amerikaner prüfte den Slogan „Red Bull gives you wiiings!“ auf seinen Wahrheitsgehalt. Weil er nach Genuss des Energydrinks doch nicht vom Boden abhob, ging er vor Gericht. Es wurden ihm 13 Mio. Dollar wegen falscher Versprechen zugesprochen. Red Bull zahlte zähneknirschend.

Ich reiß mir jetzt eine DM-Gedächtnisdose auf und mache auch die Probe aufs Exempel. Und wehe, wenn …

© 2022-10-25