von Martina Theiner
Der Garten unseres Mehrfamilienhauses grenzt an einen Waalweg der zu einem alten, weitverzweigten Bewässerungssystem rund um Meran gehört.Das Wasser hat einen weiten Weg hinaus bis zu den Gärten von Schloss Trautmannsdorf. Heute noch sorgt der Waal für das wertvolle Nass in den angrenzenden Obst- und Weingärten.Der Waal, mit einer klobigen Steinmauer befestigt und die schmale Böschung, die hinauf zu unserem Gartenzaun führt, war bis vor kurzen mit Gestrüpp und hohen Gräsern bewachsen.
Nie hätten wir uns gedacht, dass ein kleines Lebewesen, das man mit freiem Auge nicht einmal sieht, unser eingespieltes hektisches Leben radikal abstellt und in diesem Vakuum, so viel Kreativität entstehen kann.
Aus diesem erzwungenen Stillstand heraus, beschloss meine Familie ein Insektenhotel zu bauen und da es im Gemeinschaftsgarten keinen angemessenen Platz fand, stellten wir die „Villa Brumm“ unten an der Waalböschung auf.Im familiären Kollektiv wurde dann auch das Gestrüpp mit den Gräsern an der Böschung gesäubert und zurechtgestutzt.Eine Villa braucht selbstverständlich ein angemessenes Ambiente und dafür wurde nun gesorgt! Übrige Setzlinge und Pflanzen aus unserem Garten oder abgeschnittene Küchenkräuter wurden einfach dazwischengesetzt und im grünen Wirrwarr eingefügt.Die Nachbaren ringsum bestaunten unser verrücktes Treiben und brachten ihrerseits Setzlinge und übrige Pflanzen aus ihren Gärten vorbei.Obwohl soziale Kontakte gemieden werden mussten, hielten die Nachbaren bei ihren Spaziergängen inne und des Öfteren wurde gefachsimpelt, unten am Waal.Kein einziges Pflänzchen haben wir gekauft, die bunte Vielfalt entwickelte sich von selbst. Die eingeheimsten Polsterblumen, die wir zwischen den alten Steinen platzierten, machten sich besonders gut.Aber auch die wild wuchernde Kapuzinerkresse zog die neugierigen Blicke an. Den Klee, der dort schon lange beheimatet war, ließen wie einfach wachsen und blühen. Das Bunte der Blumen wurde mit dem erstarkenden Sommer immer kräftiger und dominierte bisweilen das Grün der alten Sträucher und Gräser.Bald schon lockte diese Blumenpracht die Wildbienen an und unsere Freude war groß als sie sich in unserer Luxusvilla genüsslich niederließen.Wie wunderbar ist es, die kleinen Brummer in die abgeschnittenen Bambusrohre oder den alten Ziegelsteinen ein und aus fliegen zu sehen! Auch Ameisen und verschiedene Käfer checken in unserer Villa ein und aus. Das Brummen und Summen darin macht uns Freude, so ist es richtig und unsere Mühe war nicht umsonst.
Heuer konnten wir den Frühling kaum erwarten, um unser grünes Projekt weiterzuführen.Das Wunderbare daran ist, dass es wohl kaum vollendet werden kann denn immer wieder stellen sich neue Ideen dazu ein.Wenn, wir oben auf unseren Balkon in der Sonne sitzen und die zahlreichen Spaziergänger unten staunend unsere wilde Vielfalt kommentieren, huscht uns immer ein zufriedenes Lächeln über unser Gesicht.
© Martina Theiner 2021-05-01