… da steht sie nun: 13 Meter hoch, in Form einer aufsteigenden Lilie, eine monumentale, beeindruckende Skulptur aus Bernstein. Sie bildet das HerzstĂŒck des Altars in der Brigittenkirche. Der Bau dauerte 17 Jahre, vor allem wegen der groĂen Menge an Bernstein, die beschafft werden musste. Die AusmaĂe des Altars sind beeindruckend: Mit einer FlĂ€che von 120 mÂČ ĂŒbertrifft er sogar die MaĂe des berĂŒhmten verschollenen Bernsteinzimmers in St. Petersburg (4,2 m hoch und 78 mÂČ groĂ). Der Altar ist dem Andenken der 28 Werftarbeiter gewidmet, die bei den Protesten im Dezember 1970 ums Leben kamen.
Die Brigittenkirche liegt etwas abseits in der Danziger Altstadt in der Ulica Profesorska und grenzt östlich an den Kirchhof der Katharinenkirche und den Radaunekanal. Sie verdankt ihre Existenz dem im 14. Jahrhundert existierenden Kult um die Heilige Brigitte. Ihr Leichnam wurde 1374 vor seiner ĂberfĂŒhrung von Rom nach Schweden etwa zwei Wochen lang in der kleinen Kapelle St. Maria Magdalena aufgebahrt, die sich an der Stelle der heutigen Brigittenkirche befand. Aus diesem Anlass lieĂ der Hochmeister des Deutschen Ordens, Konrad von Jungingen, 1396 an der Stelle der Kapelle eine einschiffige Kirche errichten und das kleine Nonnenkloster neben der Kapelle erweitern. Beides schenkte er dem Brigittenorden. Noch zu Beginn des 16. Jahrhunderts beherbergte das Kloster 80 Nonnen.
1587 brannten Kirche und Kloster nieder. Erst 15 Jahre spĂ€ter wurden beide durch den Brigittenorden wieder aufgebaut. Das Innere der Kirche im Renaissancestil bestand nun aus drei Schiffen, die durch zehn Pfeiler getrennt waren. Im Nonnenkloster wurden 1648 ein Kreuzgang und ein Dormitorium eingerichtet. 70 Jahre spĂ€ter wurde ein Glockenturm errichtet und in der ersten HĂ€lfte des 18. Jahrhunderts erhielten Kirche und Kloster ihr endgĂŒltiges Aussehen.
Als Napoleon 1807 mit seinen Truppen Danzig besetzte, wurden Kirche und Kloster als Kaserne genutzt. Dabei gingen viele wertvolle AusstattungsstĂŒcke der Kirche verloren. 1817 wurde das Kloster im Zuge der preuĂischen Reformen unter König Friedrich Wilhelm III. sĂ€kularisiert und fiel nach dem Tod der Klosterinsassen an PreuĂen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche weitgehend zerstört. Auch die letzten erhaltenen Fragmente des Dachstuhls fielen 1957 einem Brand zum Opfer. 1970 begann der Wiederaufbau, der bis 1987 dauerte. Nur ein GemĂ€lde von H. Hahn aus dem Jahre 1612 mit dem Titel âApotheose der hl. Birgittaâ ĂŒberstand die stĂŒrmischen Zeiten.
In den 1980er Jahren wurde die Brigittenkirche zu einem Zentrum des Widerstandes gegen das kommunistische Regime. Hier wurde ein Hilfswerk fĂŒr streikende Arbeiter gegrĂŒndet. WĂ€hrend der SolidarnoĆÄ-Bewegung war sie Treffpunkt und Aktionszentrum der jungen freien Gewerkschaft um Lech WaĆÄsa. Der Propst der Brigittenkirche – Henryk Jankowski – war WaĆÄsas Beichtvater und einer der ersten KirchenmĂ€nner, die die Streikenden und ihre Bewegung offen unterstĂŒtzten. FĂŒr die „Solidarnosc“-Bewegung war dies eine deutliche Hilfe, fĂŒr die Kommunisten jedoch ein Dorn im Auge. 1992 verlieh Papst Johannes Paul II. der Kirche den Status einer Basilika minor.
© Heinz-Dieter Brandt 2023-07-28