„Dankeschön, es war bezaubernd. Dankeschön, wenn wir auch auseinandergeh’n, gibt’s doch ein Wiederseh’n…“
Diese Zeilen notierte 1935 der 21-jährige Student Friedrich Alex Jakobson in einem Wiener Kaffeehaus mit Bleistift in sein schwarzes Notizbuch. Zwei Jahre später wurde das Lied von Harrys Tanzorchester unter der Leitung von Heinz Sandauer und der Sängerin Gloria Astor auf Platte eingespielt und ganz Wien sang begeistert mit. 1969 nahm Peter Alexander „Dankeschön“ in sein Repertoire auf und wählte den einschmeichelnden Evergreen leicht abgeändert als Schlusslied seiner großen Samstagsabend-Show, die bis 1996 im ZDF lief.
Fred Jay, geboren als Friedrich Alex Jacobson am 24. Juli 1914 in Linz, beendete 1937 sein Jus-Studium. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft musste er 1938 nach Paris flüchten und kam nach einem längeren Aufenthalt in einem französischen Lager in die USA. In New York fand er nicht nur eine spätere Ehefrau Mary, sondern auch einen Job bei dem Radiosender „The Voice Of America“. Schnell lernte er Englisch und schrieb unter seinem neuen Namen Fred Jay nun in dieser Sprache Songtexte. Mit„“What Am I living for?““ verhalf er Ray Charles, der damals noch ein kleines Licht war, zum ersten Hit.„
Ehefrau Mary war die treibende Kraft, dass Fred Jay 1963 mit seiner Familie nach Europa zurückkehrte. Er arbeitete in München und Berlin beim Radio. Den Traum vom Textdichter hatte er allerdings noch nicht aufgeben. Bei Peter Meisel, Verleger, Produzent und Talent-Scout (er entdeckte u.a. Manuela, Marianne Rosenberg, Drafi Deutscher, Juliane Werding, Bernd Clüver und später Die Prinzen) fand er ein offenes Ohr. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. „Diese Welt“, ein Lied, das er für Katja Ebstein schrieb, landete 1971 auf dem 3. Platz beim Grand Prix. Das war der Beginn einer beispiellosen Karriere. Der Spätzünder wurde Haus- und Hofdichter für Howard Carpendale. 87 Titel, darunter „Du fängst den Wind niemals ein“, „Deine Spuren im Sand“und die deutsche Übersetzung von„Ti amo“ entsprangen Jays Feder. Für Christian Anders verfasste er 52 Lieder, darunter„Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“ und„Geh nicht vorbei“, für Jürgen Marcus 27, darunter„Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“und „Ein Festival der Liebe“. Michael Holm verdankte Jay seinen Hit „Tränen lügen nicht“. „Ra-Ra-Rasputin“, gesungen von Boney M., verkaufte sich 7,5 Millionen Mal. Das Lied, das er gemeinsam mit Udo Jürgens schrieb, war auch Fred Jays Lebensmotto: „Ich weiß, was ich will!“
1983 kehrte er sich aus dem Schlagerbusiness den Rücken zu und ging wieder in die USA , wo er am 27. März 1988 im 74. Lebensjahr in Conneticut starb. Seine Witwe Mary Jay-Jacobson stiftete in Erinnerung an den großen Textdichter 1989 den Fred-Jay-Preis, der mit 15.000 Euro dotiert ist und jährlich an junge Sänger und Sängerinnen verliehen wird. Dankeschön!
© 2020-11-27