Wo selbst Rilke versagt

MISERANDVS

von MISERANDVS

Story

Nanu? Tagsüber ruft sie sonst nie an… “Es ist so ein Scheißtag im Büro.”, legt sie gleich los: “Alle drehen durch wegen, … naja, du weißt schon.” Ich grinse. “Hoffentlich erwischt es auch den P., diesen präpotenten Arsch!”, mault sie: “Und wieso bist du nicht grün?” “Sag mal, spionierst du mir nach?”, frag ich, und sie meint: “Naja, muss ja sehen, was du so machst und wo du bist. Und wenn du nicht online bist…” “Hab mir einen U genommen.”, sag ich. “Dir gehts gut!”, stellt sie fest. Jaja, mir geht’s gut! “Was schepperst du denn?”, fragt sie. “Ich bin am kochen.” “Du kochst?”, und ich zucke zusammen. Das hätt ich nicht sagen sollen. “Was gibts denn Feines?”, will sie wissen. “Pferde-Popo.”, sag ich. “GULASCH???”, kreischt sie und ergänzt: “Ich komm vorbei!” “Was??? Nein! Warte… Hallo?”, doch im Telefon tutet es schon. “Verdammt!“, pfauche ich. Wie ich das hasse, wenn Menschen sich selber einladen! Sogar meiner Familie hab ich die spontanen Besuche abgewöhnt.

Eine Dreiviertelstunde später klingelt es sturm. Ich öffne, sie drückt mir einen Kuss auf die Schnute, schiebt mich zur Seite, geht in die Küche, hebt den Deckel hoch, nimmt eine Nase voll und macht: “Mmmh!” Dann nimmt sie sich einen Teller, füllt ihn bis oben voll, schnappt sich einen Löffel, hockt sich aufs Sofa und beginnt grinsend zu mampfen. “Nein, bitte… Fühl dich ganz wie zu hause!“, sage ich, hänge ihre Jacke auf und räum die Handtasche weg. “Daff ift sooo guuut!”, mampft sie grinsend. Als sie wenig später den Teller hinstellt, stöhnt sie lang und zufrieden. “Ich muss mir die Hose ausziehen. Ich bin so voll.”, sagt sie, und pellt sich aus dem Beinkleid. Darunter trägt sie einen schwarzen Tanga und schwarze, halterlose Strümpfe. Ich schlucke laut. Verdammt! Wenn es was gibt, das mich die Fassung verlieren lässt, dann sind es Halterlose. Sie meint: “Ich glaub, ich hab eine Laufmasche.”, beugt sich vor mir tief nach unten, streicht sich mit den Händen über die Beine, während ich auf ihren Popo unweit vor meiner Nase starre. Sie dreht sich zur Seite, sieht mich grinsend an, meint: “Nein, doch keine Laufmasche.” Ich hab die Lippen zusammengepresst und verwünsche sie für ihr unverschämtes Spiel! “Weiber!“, raune ich laut hörbar: “Wir Kerle würden körperliche Reize niemals so einsetzen!”, lasse ich sie wissen, dass ich aus Gender-Sicht zutiefst erschüttert bin.

Sie nimmt meine Hand, zieht mich hoch, meint feixend: “Mach keine Zicken, Alter!”, und schleppt mich in die Kammer der Sünden, wo sie sich über meinen lautstarken Protest und mein stilles, flehendes Wimmern um Gnade erbarmungslos hinwegsetzt und sich körperlich an mir vergeht. „Aus unendlichen Sehnsüchten steigen endliche Taten wie schwache Fontänen,…“, versuche ich, poetisch an ihr Herz zu appellieren, der schnöden körperlichen Begierde zu widerstehen. Doch gegen eine Frau in Lust hat selbst Rilke keine Chance.

“Selber Schuld!”, grinst sie irgendwann atemlos: “Du weißt, wie dein Essen auf mich wirkt.”

© MISERANDVS 2021-10-13

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