0. Prolog

Meine zitternden Hände drückten das mit Blut getränkte Stück Stoff auf die offene Wunde, während mir heiße Tränen über die Wangen liefen.

„Hör auf etwas zu versuchen, was nicht gelingen wird.“

Die Stimme meiner Schwester war leise und schwach und dennoch verpasste mir die Stärke ihrer Worte eine Gänsehaut. So war sie schon immer gewesen. Mutig, stark – die perfekte, bessere Tochter. Nur eine Minute früher kam sie zur Welt und war doch so viel mehr Wert, als ich es jemals war und sein werde.

„Bitte lass es.“

Sie schloss ihre Augen.

„Ich lasse dich nicht sterben! Hörst du? Du wirst nicht schon wieder die Heldin sein!“

Ihr kalter Blick traf mich hart. Ich wusste nicht, woher sie die Kraft nahm, denn sie hatte schon einiges an Blut verloren, doch sie schaffte es mich von sich zu stoßen. Langsam richtete sie sich auf.

„Heldin? Ich bin keine Heldin. Ich…“

Ein Husten unterbrach sie. Ich wollte sie stützen, aber sie ließ es nicht zu. Als sie weitersprach, sah ich wie Blut aus ihrem Mund lief.

„Es war meine Schuld. Alles war meine Schuld.“

Ihre Kräfte ließen nach und ich schaffte es gerade noch ihren Kopf zu stützen, damit dieser nicht auf den harten Boden aufschlug. Ihr Körper war kalt und schlaff.

„Nein! Das darfst du nicht! Hörst du? Du darfst nicht sterben!“

Egal wie sehr ich schrie, sie hörte mich nicht mehr, denn sie tat immer das, was sie nicht sollte. Dieses Mal war es das Sterben.