08: Fiktive Geschichten

Es ist unheimlich schwer, mich mit einer Geschichte zu beeindrucken. Dabei gibt es für mich nichts Schöneres, als mich in eine Fantasiewelt gleiten zu lassen. Abenteuer mit Protagonisten zu erleben. Die Antagonisten zu lieben. Oder gar die Magie in mein Herz zu lassen.

Schon immer, schon als ganz kleines Mädchen, habe ich Geschichten jeder anderen Beschäftigung vorgezogen. Wenn andere Kinder im Kindergarten gemalt haben, habe ich meiner Betreuerin beim Vorlesen zugehört, oder mir Geschichten ausgedacht. Kaum konnte ich schreiben, habe ich sie aufgeschrieben. Und egal, in welcher Situation ich mich befinde, ich habe immer mindestens drei Geschichten im Kopf.

Natürlich habe ich Geschichten und Charaktere, die ich mehr liebe als andere. Einiges davon bekommt hier sogar ein eigenes Kapitel. Und in jeder Serie, die ich je sah, habe ich auch einen Lieblingscharakter. Auch in Filmen, die mir gefallen, avanciert jemand zu meinem Liebling.

Zumeist der Antagonist. Spricht dieser meine dunkle Seite an. Und in den meisten Fällen ist das der Charakter, der am besten geschrieben ist. Ausgereifter als die Protagonisten. Denn zu diesem muss man sich seine gute Hintergrundgeschichte überlegen, damit er glaubhaft ist. Niemand braucht einen Grund, um gut zu sein. Oder das Richtige zu tun. Doch die dunkle Seite wird nicht von heute auf morgen erreicht. Das ist ein Prozess, der schon in frühester Kindheit anfängt.

Tiefgründigkeit spielt für mich eine ganz entscheidende Rolle. Auch eine nachvollziehbare Charakterentwicklung und eine logische Handlung. Unter diesem Aspekt kann ich eher trashige Geschichten in meiner persönlichen Wertung über allgemein besser angesehene Werke stellen. Erfolg sagt nichts über Qualität aus.

Auch unerwartete Wendungen sind sehr willkommen bei mir. Wenn etwas passiert, womit ich nicht gerechnet habe. Und das ist breit gefächert. Obwohl es immer schwerer wird, sich diesbezüglich Neues einfallen zu lassen. Denn alles wurde schon einmal auf die eine oder andere Weise erzählt.

Schon immer bin ich unbewusst auf der Suche nach der perfekten Geschichte. Und das eine oder andere Mal ist sie mir begegnet. Ein Beispiel ist der Klassiker “Citizen Kane”. Gilt bis heute als der beste Film aller Zeiten. Und das durch und durch zu Recht. Ich bin ehrlich überrascht, dass sich noch niemand an einem Remake versucht hat.

Für mich gibt es nichts Besseres als Geschichten. Sie zu lesen, zu sehen oder zu hören. Doch vor allem will ich sie erzählen. Habe ich so viel zu sagen, dass ich die Welt daran teilhaben lassen will. Ich möchte das, was ich in meinem Herzen trage, weiter geben. In der Hoffnung, dass ich irgend jemanden erreiche.

Wenn es da draußen nur einen Menschen gibt, dem ich seine Sorgen nehmen kann. Nur eine Sekunde des Glücks schenken. Dann habe ich meinen Auftrag erfüllt. Ich fühle mich dazu berufen, Schriftstellerin zu sein. Um Anderen Freude zu geben und sie für einen Moment aus ihrem Alltag zu holen.