Der Lichtwecker warf sein künstliches Licht auf Pippis Gesicht und erhellte das Safehouse.
Das Safehouse war Pippis Rückzugsort, sozusagen ihre Villa Kunterbunt.
Sie selbst hatte ihre Wohnung, die tief unter der Erdoberfläche lag, Safehouse getauft.
Im Gang 23C der Kanalisation ließ sich eine Wand beiseiteschieben und gab den Weg frei in eine ehemalige Lagerhalle, welche hermetisch gegen den Gestank der Unterwelt abgeriegelt war.
Durch einen winzigen Schacht drang etwas frische Luft hinein und ein ganz wenig Licht, künstliche Beleuchtung war notwendig.
Kaum in der Lage Ihre Augen richtig aufzumachen, rollte sich Pippi aus dem Bett.
Der Lichtwecker erhellte die traditionelle Regenbogenflagge über Ihrem Schlafplatz.
Pippi trabte splitternackt zu ihrem Kleiderschrank. Unterhose und schwarzes top waren schnell gegriffen.
Sie drehte ihren Körper zur Seite, schnappte sich ihre Kabellosen Kopfhörer und startete das Hörbuch, dem sie sich derzeit widmete – The Fountainhead, von Ayn Rand.
Pippi war sozial-philosophisch sehr interessiert und konfrontierte sich immer wieder mit ganzen anderen Gedankensystemen, abseits Ihrer eigenen Meinung und Sicht auf die Dinge. Eines Ihrer Lebensmotten war: „You always have to admit the possibility that you could be wrong.“
Während der Erzähler zu reden begann, hüpfte sie wie eine Raubkatze nach vorne und Ihre Hände umschlossen eine Stange, die an der Decke hing.
Es waren am Morgen gerade keine 10 Grad in der Wohnung … sie wollte ihren Körper etwas auf Temperatur bringen, auch wenn Sie sicherlich weniger kälteempfindlich war als die Stadtmenschen, die über ihrem Kopf lebten.
Nach 70 Klimmzügen war Ihr langweilig und sie ließ sich auf den Boden plumpsen.
Dort machte Sie mit 200 Liegestützen weiter. Dann stellte sie sich auf ein Bein und hielt die Kniebeuge Position mit einem Bein ebenfalls einige Minuten bis Ihr langweilig wurde, dann wechselte sie das Bein, um die Prozedur zu wiederholen.
„Morning Workout finished“, dachte sie und tapste wieder zum Kleiderschrank, während ein einzelner Schweißtropfen langsam Ihrem Raubkatzenkörper herunterlief.
Pippi durchstöberte ihren gut sortierten Kleiderschrank.
Nun dachte sie ein paar Sekunden nach … primär über die heutige Sockenfarbe.
Sie entschied sich derweil für einen schwarzen Kunstlederrock und schwarze Chelsea Boots dazu … nun ihr Markenzeichen zwei lange Strümpfe. Nachdem sie die Faxen dicke hatte, weiter über die richtige Farbe zu grübeln, entschied sie sich für roten Strumpf links und einen roten Strumpf rechts.
Passend dazu verbrachte sie einige Zeit im Bad, um sich ihre Nägel und Lippen, gespalten in rot und weiß bis zur Körpermitte, anzumalen.
„So jetzt ist aber genug, dachte sie, ich will ja schließlich für Gerechtigkeit sorgen und keine Modenschau gewinnen, obwohl ich den Flachschippen sicherlich ordentlich einheizen könnte, pah!“
© Queere Pippi Langstrumpf 2022-10-08